Ganz schlecht geht’s der FPÖ nicht

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ANALYSE. Nachdem sich Strache verabschiedet hat, kann Hofer sogar recht zuversichtlich in die Zukunft schauen.

Ja, klar, die ÖVP hat bei der Nationalratswahl triumphiert und die FPÖ ist eingebrochen. Andererseits: Der Spielraum von Sebastian Kurz ist sehr klein; und die Aussichten, die Norbert Hofer hat, sind recht gut. Darüber sollten die Prozentwerte nicht hinwegtäuschen. Doch eines nach dem anderen.

Gegen das, was auf Kurz zukommt, waren die Koalitionsverhandlungen vor zwei Jahren lächerlich. Diesmal muss er in jedem Fall eine härtere Tour absolvieren: Zum einen ist er gezwungen, mit allen zu reden; und zum anderen kann er sich nicht mehr so einfach mit den Freiheitlichen verständigen. Letzteres wäre allenfalls erst dann möglich, wenn es ihm gelungen ist, öffentlich den Eindruck zu erwecken, dass „leider“ halt wieder nur Schwarz-Blau geht – weil sich alle anderen verweigern.

Hinzu kommt für Kurz vor allem aber seine Wählerschaft. Sie wird von Beobachtern bemerkenswert wenig wahrgenommen: Wer seine Anhänger halten will, muss die Erwartungen, die er geweckt hat, erfüllen. Für Kurz schaut das so aus: Er hat die ÖVP zu einem Sammelbecken für hunderttausende Ex-FPÖ-, -BZÖ- und -Team-Stronach-Wähler gemacht; sie haben zu gut einem Drittel aller heutigen ÖVP-Stimmen geführt. Von daher ist Schwarz-Grün absolut unmöglich. Es sei denn, Kurz nimmt massive Verluste in Kauf oder rechnet damit, dass er künftig mehr Mitte-Links-Wähler gewinnen kann.

Vor diesem Hintergrund befindet sich die FPÖ zumindest längerfristig in einer recht komfortablen Lage: Norbert Hofer kann sich zwar nicht sicher sein, gleich wieder Regierungsmitglied zu werden. Nach dem völligen Rückzug von Heinz-Christian Strache aus der Politik ist zumindest aber eine Hürde verschwunden; Strache könnte einer Bundes-Koalition nicht einmal als FPÖ-Wien-Chef lästig sein.

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Doch es liegt an Kurz, das zu entscheiden. Der 33-Jährige könnte sich ja auch auf eine Minderheitsregierung einlassen: Damit müsste er erstens seinem „ordentlichen Mitte-Rechts-Kurs“ im Sinne seiner Wähler nicht untreu werden; und zweitens könnte er darauf hoffen, dass er es schafft, seine Mitbewerber als destruktive Kräfte dastehen zu lassen.

Aber bleiben wir bei der FPÖ: Opposition gegen Schwarz-Grün könnte sich Norbert Hofer aus den erwähnten Gründen nur wünschen. Vor Schwarz-Grün hatte er gemeinsam mit Herbert Kickl schon im Wahlkampf „gewarnt“ – und ohne die Spesenaffäre in den letzten Tagen hätte das die Verluste wohl auch in Grenzen gehalten.

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