ANALYSE. Die stümperhafte Korrektur der Corona-Todesfälle ist ein weiterer Beitrag zur Stärkung des maßnahmen- und impfgegnerischen Lagers.
Die Gesamtzahl der Todesfälle seit Beginn der Pandemie ist unverändert geblieben. Und die Tatsache, dass jene, die in einem Zusammenhang mit einer COVID-19-Infektion gesehen werden, gerade um ein Fünftel auf fast 20.000 erhöht worden ist, könnte auch als Hinweis dafür betrachtet werden, dass „das Virus“ noch gefährlich ist als bisher angenommen. Dem maßnahmen- und impfgegnerischen Lager könnte das zu denken geben. Allein: In Wirklichkeit ist es wieder einmal gestärkt worden.
Die FPÖ hält sich konstant bei knapp 20 Prozent, vor allem aber MFG überrascht: Die Liste ist im Alltag kaum noch wahrnehmbar, verfügt auch über kein prominentes Gesicht. Die Themenlage hat sich rein von der Papierform her zu ihren Ungunsten verschoben; insbesondere weg von der Impfpflicht. Dennoch wäre sie mit sieben Prozent (laut jüngster profil-Umfrage) nach wie vor sicher im Nationalrat nach einem Urnengang am kommenden Sonntag.
Dafür gibt es zwei mögliche Erklärungen: Zum einen profitieren FPÖ, aber auch MFG vom politischen Niedergang und Abschied von Sebastian Kurz. Dieser hat hunderttausende Wähler gewissermaßen heimatlos gemacht. Wobei es sich weniger um Leute handelt, die für Sozialdemokraten, geschweige denn Neos oder Grüne gewinnbar wären. Auch die nunmehrige ÖVP von Karl Nehammer ist kein Angebot für sie; die Volkspartei ist mit sich selbst beschäftigt, muss schauen, dass sie sich bei all den Korruptionsaffären von Bregenz bis Wien über Wasser halten kann.
Zum anderen nützt besonders MFG ein umfassender Glaubwürdigkeitsverlust der Regierungspolitik; und zwar eher als den Freiheitlichen, weil die Liste durch kein „Ibiza-Video“ und dergleichen belastet ist und weil sie sich noch radikaler gegen klassische Politik stellt.
Coronapolitik ist im Laufe der Zeit ganz grundsätzlich unglaubwürdig geworden. Zu oft wurde verkündet, dass die Pandemie vorbei sei und vermittelt, dass Impfen nicht einmal mehr zu einer spürbaren Infektion führe. Zu oft waren Wahlen, Umfragen oder andere Aspekte maßgebend, die nichts mit der Gesundheit zu tun haben. Wobei man sich scheute, das Offensichtliche zuzugeben. Zu oft Daten über Nacht und ohne weitere Erklärungen korrigiert. Wie nun eben jene über die Corona-Todesfälle.
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