Erst von rechts, dann von links

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ANALYSE. Kärnten: 2013 strömten vor allem Ex-Freiheitliche zur SPÖ, 2018 Grüne. Jetzt kann sich Vergleichbares nicht wiederholen. Für die Partei von Peter Kaiser zeichnet sich jedoch Glück im Unglück ab.

Unter Peter Kaiser hat die Kärntner SPÖ bei der Landtagswahl 2013 von 29 auf 37 und beim Urnengang vor fünf Jahren von 37 auf 48 Prozent zugelegt. In einem hier bereits zitierten „Furche“-Interview hat der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser freilich gemeint, dass nicht die Partei hinaufgewählt worden sei; und auch nicht er. Es habe vielmehr eine andere zerrissen. Das gehört insofern korrigiert, als diesbezüglich der Plural angebracht wäre.

Ein Blick in die Wählerstromanalysen, die das Sozialforschungsinstitut SORA im Auftrag des ORF durchgeführt hat, zeigt, dass die SPÖ einmal von der Implosion des freiheitlichen BZÖ und einmal von jener der Grünen profitiert hat.

Die Geschichte ist kompliziert: 2008 triumphierten bei der Landtagswahl noch „Die Freiheitlichen in Kärnten (FPK) – BZÖ Liste J. Haider“. 2013 wanderten davon (netto) 34.000 Wählerinnen und Wähler zur SPÖ. Den Freiheitlichen, die nun als FPK auftraten, blieben nicht viele. Sie stürzten um 28 Prozentpunkte auf weniger als 17 Prozent ab.

Getrennt von FPK/BZÖ gab es 2008 eine Liste FPÖ; und 2013 unabhängig von der FPK ein BZÖ. Aber das ist ein anderes Kapitel. 2018 bleib de facto nur die FPÖ mit immerhin 23 Prozent übrig. Sie wurde vor allem durch (quasi) letzte BZÖ-Wähler gestärkt, die nun zu ihr wanderten. Die SPÖ hatte so gut wie nichts davon.

Aus ihrer Sicht gab es bei der Landtagswahl vor fünf Jahren nur einen großen Wählerstrom mit einer anderen Partei: Er wurde durch ehemalige Grünen-Anhänger gebildet. Netto wanderten 12.000 zur SPÖ.

Frei nach Kaiser hat es die Kärntner Grünen 2018 zerrissen: Wie ihre Bundespartei im Jahr zuvor bei der Nationalratswahl, stürzten sie ab und flogen aus dem Parlament. Beziehungsweise aus dem Landtag. Sie verloren neun Prozentpunkte und mussten sich mit 3,1 Prozent begnügen.

Und 2023? Die Ausgangslage für die SPÖ von Kaiser ist doppelt schwierig: Es gibt keine Partei, die es so zerrreißen könnte wie das BZÖ 2013 und die Grünen 2018. Abgesehen davon hat sie ihr Potenzial mit 48 Prozent ohnehin schon so ziemlich ausgereizt. Ihr Glück ist nur, dass der FPÖ, der zweitstärksten Partei, das Team Kärnten des Bürgermeisters von Spittal an der Drau, Gerhard Köfer, zuzusetzen schient. Auch wenn der ehemalige Sozialdemokrat auch ihr nicht egal sein kann.

Zurück zu den Wählerstromanalysen: Man darf nie vergessen, dass hinter jeder Stimme eine Person mit einer eigenen Geschichte steht. So kann jemand, der hier als Ex-FPÖ- oder Ex-Grünen-Wähler bezeichnet wird und dann zur SPÖ wanderte, ursprünglich schon einmal ein Anhänger von ihr gewesen sein. Insofern würde es sich nur um eine Rückkehr handeln. Andererseits: So viele Rückkehrer wie in Kärnten dürfte es sonst kaum irgendwo geben.

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