Die Narzissten

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ANALYSE. Hans Peter Doskozil sieht sich noch immer als der bessere SPÖ-Chef und Sebastian Kurz betrachtet sich nach wie vor als der optimale Kanzler.

Als Hans Peter Doskozil auf dem SPÖ-Parteitag Anfang Juni glaubte, sich in der Kampfabstimmung um den Vorsitz gegen Andreas Babler durchgesetzt zu haben, holte er diesen auf die Bühne, umarmte ihn (halbherzig aber doch) und signalisierte, ihn einbinden zu wollen. Heute weiß man: Es war nicht nur gönnerhaft, sondern obendrein ausschließlich Show. In einem doppelseitigen „Krone“-Interview ist Doskozil gerade darauf aufgesprochen worden, dass Babler auf seiner Bundesländertour am 6. September ins Burgenland komme. Ob man ihn an seiner Seite sehen werden? „Ich bin nicht in Österreich, sondern in Deutschland. Diese Termine sind seit sechs Monaten fixiert.“ Aber Babler werde ja alle Bezirke besuchen. „Werden Sie bei weiteren Terminen Zeit haben?“ Doskozil: „Das kann ich jetzt nicht sagen, ob ich Zeit habe.“

Es wäre eine Überraschung: Im Interview tut der Landeshauptmann so, als sei für ihn das Kapitel Bundes-SPÖ erledigt, holt gleichzeitig aber gegen sie aus, als würde noch immer Pamela Rendi-Wagner an der Spitze stehen. Die Debatte über die 32-Stunden-Woche ist für ihn ebenso danben wie „das Mateschitz-Bashing“. Gehaltserhöhungen für Spitzengewerkschafter findet er unerträglich. Alles in allem scheint es ihm nicht so sehr um die Sache, sondern darum zu gehen, Bablers Kurs zu durchkreuzen und sich bei jenen zu rächen, die dazu beigetragen haben, dass er nicht Vorsitzender geworden ist.

Prognose: In der Sozialdemokratie bleiben die Zeichen unter diesen Umständen auf Sturm. Doskozil hält so viel von sich, ist derart gekränkt, dass er es Babler und Genossen weiter schwermachen wird. Deren Problem ist, dass er nicht nur burgenländischer Landeshauptmann ist, sondern dass er österreichweit Anhänger hat in der Partei. Und dass das die Kampagnenfähigkeit der SPÖ zu Bablers Ungunsten schwächen könnte.

ÖVP-Chef und Bundeskanzler Karl Nehammer wäre vielleicht froh, er hätte es in seinen Reihen nur mit einem Typen wie Doskozil zu tun. In seinem Fall handelt es sich um Sebastian Kurz. Diese Ich AG hat mit der Politik noch nicht abgeschlossen. Dafür spricht unter anderem, wie er weiter versucht, gegen die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) Stimmung zu machen.

Und dass jetzt, zufällig wie überraschend parallel zu einer (kritischen) Doku von Kurt Langbein über ihn („Projekt Ballhausplatz“) eine Gegen-Doku in seinem Sinne in die Kinos kommt. Mehrere Interviewpartner, die darin zu sehen waren, fühlen sich gelegt. Darunter Ex-Kanzler Christian Kern (SPÖ): Sie sind davon ausgegangen, dass es sich um ein journalistisches Werk handelt. Aber keine Kurz-PR (fast) parallel zum Prozessauftakt wegen Falschaussage vor dem Ibiza-U-Ausschuss.

Die Werbung für diesen Film lässt vermuten, dass sehr viel Geld für diesen Imageverteidigungskampf investiert wird. Großflächig ist am Wiener Donauufer ein makelloser Sebastian Kurz zu sehen, dazu geschrieben steht lediglich: Kurz. Es hat – frei nach der Wiener Zeitung „Falter“ – etwas Feschismusartiges. Eine Ästhetisierung, die allein eine Person überhöhen soll.

Mag sein, dass in der ÖVP vielleicht nur noch eine Landeshauptfrau und ein Wiener Stadtparteiobmann im Vorstand für ein Comeback des auch schon 37-Jährigen wären. Wenn überhaupt. Jedoch: Erstens schadet all das Nachfolger Karl Nehammer, der dummerweise – mit einem anderen Stil, aber doch – den Kurz-Kurs fortsetzt. Und zweitens: Wie der alles in allem bei einer Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher nicht geschätzte Herbert Kickl bietet sich ein Sebastian Kurz mit einer eigenen Partei noch immer treffend dafür an, Politik im Allgemeinen eine Absage zu erteilen. Bei Kickl sieht man, was damit möglich ist.

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