ANALYSE. Entweder schaffen es die Grünen, Jungen, Frauen und Personen mit einem höheren Bildungsabschuss wieder ein attraktiveres Angebot zu machen. Oder es kümmert sich früher oder später sonst jemand darum.
Sehr viele fühlen sich von der ÖVP angesprochen, sehr viele von der FPÖ und zumindest in Kärnten auch sehr viele von der SPÖ. Daneben bleiben aber noch immer einige übrig, die zum Teil sogar ohne attraktives Angebot dastehen; denen die NEOS in sozial- und wirtschaftspolitischen Fragen möglicherweise zu sehr in Richtung Freiheit und Eigenverantwortung gehen; die nach der Peter-Pilz-Geschichte auch ihre Liste-Pilz-Stimme bei der Nationalratswahl 2017 bereuen; und die nicht davon ausgehen können, dass aus den Grünen noch einmal etwas wird. Soll heißen: Es hat sich Platz für eine neue Partei aufgetan, die gut und gerne an die zehn Prozent herankommen könnte.
Man sollte dieses Potenzial jedenfalls nicht unterschätzen: In Kärnten mögen insgesamt nur 3,12 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen auf die Grünen entfallen sein. Unter den Unter-30-Jährigen waren es laut SORA-Analyse mit sieben Prozent jedoch doppelt so viele und unter den Uni-Absolventen mit zwölf Prozent sogar vier Mal so viele. Und dann kam die Partei, die im südlichsten Bundesland ohnehin schon vor dem Urnengang abgeschrieben worden war, bei allen Frauen noch auf sechs und bei jenen mit Matura auf 13 Prozent. Das will etwas heißen: Trotz der von vornherein bestehenden Gefahr, dass die Stimme eine verlorene werden könnte und trotz Alternativen, wie Sozialdemokraten und Neos, die die eine oder andere erwähnte Zielgruppe ebenfalls umwerben, unterstützten nicht wenige die Grünen.
Viel mehr möglich werden könnte in der Bundeshauptstadt, wenn die SPÖ mit Michael Ludwig eine Mehrheit mitte-rechts anstrebt.
Das ist einiges drinnen: Entweder für die Grünen nach einer Erneuerung oder für eine neue Bewegung, die ein Stück weit in ihre Richtung geht. Ungleich größer als in Kärnten ist das Potenzial zum Beispiel in Tirol: Bei der dortigen Landtagswahl sind die Grünen bei den Unter-30-Jährigen mit 22 Prozent auf Platz zwei und bei den Uni-Absolventen mit 29 Prozent gar auf Platz eins gekommen.
Noch mehr möglich werden könnte in der Bundeshauptstadt, wenn die SPÖ mit Michael Ludwig eine Mehrheit mitte-rechts anstrebt und damit zwangsläufig auch die linke Seite freimacht. Zumal Wien von der Bevölkerungsstruktur her ziemlich jung, weiblich und immer gebildeter ist – Personen mit Matura sind dort längst keine Minderheit mehr (und müssen beileibe keine besseren Leute sein, sind aber halt solche, die eher nicht „rechts“ wählen).
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