Wien: Wo die FPÖ ansteht

ANALYSE. Unter Heinz-Christian Strache ist die Partei unterwegs zu noch größeren Erfolgen als unter Jörg Haider – mit zumindest zwei Ausnahmen. 

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ANALYSE. Unter Heinz-Christian Strache ist die Partei unterwegs zu noch größeren Erfolgen als unter Jörg Haider – mit zumindest zwei Ausnahmen.

Die Kanzlerschaft winkt: Um die 35 Prozent halten die Freiheitlichen unter ihrem Parteichef Heinz-Christian Strache Umfragen zufolge, womit sie sowohl die SPÖ als auch die ÖVP weit hinter sich lassen. So etwas hatte nicht einmal Straches Vorgänger Jörg Haider geschafft. Schaut man genauer hin, entdeckt man allerdings, dass er nicht überall an diesen anschließen kann. Und damit ist nicht nur Kärnten gemeint, wo Haider seine „Homebase“ hatte und bei einer Landtagswahl über 40 Prozent kam. Sondern auch Wien.

Schon das Ergebnis der bisherigen Bundespräsidenten-Wahlen in diesem Jahr war bemerkenswert: Ausgerechnet in Wien, wo die Freiheitlichen lange Zeit mit ihre größten Erfolge gefeiert hatten, schnitt FPÖ-Kandidat Norbert Hofer im Länder-Vergleich am schlechtesten ab.

Dass die FPÖ da und dort ansteht bzw. in ihrem Wachstum begrenzt ist, zeigt sich auch bei den Gemeinderatswahlen in der Bundeshauptstadt: Die 30,79 Prozent, die die Partei mit Strache an der Spitze vor genau einem Jahr insgesamt schaffte, entsprach ihrem besten Ergebnis bisher. Besonders in den sogenannten Flächenbezirken triumphierte sie. In Simmering kam sie auf 42,90 Prozent – fast doppelt so viel, wie ziemlich genau ein Vierteljahrhundert zuvor (1991). Ähnlich die Entwicklung in der Donaustadt.

Anders schaut es in den westlichen den Gürtelbezirken aus. Beispiel Rudolfsheim-Fünfhaus.

Anders schaut es jedoch in den westlichen Vorstadt- oder Gürtelbezirken aus. Beispiel Rudolfsheim-Fünfhaus: 1991 kam die Partei dort auf 25,35 Prozent und im vergangenen Jahr mit 26,32 Prozent auf nicht viel mehr. Womit sie an ihr bestes Ergebnis bei weitem nicht anschließen konnte: 31,88 Prozent Mitte der 1990er Jahre. Ähnlich verhielt es sich im Übrigen auch im Nachbarbezirk Ottakring.

Die Gründe? Sehr wahrscheinlich die Dynamik der Bezirke: Auch der „15.“ und der „16.“ sind nicht mehr (nahezu) ausschließlich Heimstädten von Arbeitern und Migranten mit vergleichsweise niedrigen Einkommen. Hier gibt es vielmehr eine rasante Entwicklung, wie sonst kaum irgendwo. So ist der Anteil der Hochschulabsolventen unter den 25- bis 64-Jährigen laut den Daten, die die Statistik Austria führt, in Rudolfsheim-Fünfhaus allein von 2008 bis 2014 von 14,4 Prozent auf 19,4 Prozent gestiegen; um mehr als ein Drittel in nur sechs Jahren also.

Und das ist ein Problem für die FPÖ: Je höher der Bildungsgrad, desto schlechter schneiden sie ab. Laut der Wahlanalyse, die das Sozialforschungsinstitut SORA zur Gemeinderatswahl 2015 erstellte, kam sie bei Akademikern auf nur 13 Prozent – und damit gleich viel wie ÖVP und NEOS, viel weniger aber als Sozialdemokraten (37 Prozent) und Grüne (22 Prozent).

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