ANALYSE. Die Nationalratswahl hat gezeigt, dass Wien einen Bürgermeister braucht, der eher zentrumsnah ist.
Michael Häupl und Helmut Zilk wird man nur schwer einem politischen Lager zuordnen können. Der Wiener Bürgermeister und zumindest sein 2008 verstorbener Vorgänger stehen summa summarum weder links noch rechts. Und das hat wohl auch einen sehr guten Grund: Es entspricht den komplexen Mehrheitsverhältnissen in dieser Stadt.
Abgesehen davon, dass sich die Zuordnung von Problem zu Problem ändern kann (ein und derselbe Politiker kann einen rechten Integrations- und einen linken Sozialkurs fahren), ändern sich in der Bundeshauptstadt auch die Verhältnisse und damit auch die Anforderungen von Bezirk zu Bezirk.
Dass Wohnbaustadtrat Michael Ludwig, der Häupl beerben möchte, dem eher rechten Lager zuzuschreiben ist, deckt sich mehr oder weniger zufällig auch mit seinem Wohnbezirk Floridsdorf: Bei der Nationalratswahl 2017 erreichten dort SPÖ, Grüne und die Liste Pilz zusammen nur noch 43,3 Prozent. ÖVP und FPÖ schafften dagegen eine absolute Mehrheit von 50,3 Prozent.
In der Leopoldstadt sah das Wahlergebnis ganz anders aus: Die eher linken Parteien kamen dort auf 56,1 Prozent, während sich die eher rechten mit 34,1 Prozent begnügen mussten. Dort wäre es folglich für einen Sozialdemokraten ziemlich riskant, das aufs Spiel zu setzen und die Seiten zu wechseln bzw. eine durch und durch rechte Politik zu betreiben.
Stadtweit ist das ähnlich, aber nicht so eindeutig wie in der Leopoldstadt: SPÖ, Grüne und die Liste Pilz lagen dort mit 47,9 Prozent signifikant vor ÖVP und FPÖ (42,9 Prozent). Was zurückführt zum Anforderungsprofil an einen Wiener Bürgermeister.
Sehr wahrscheinlich sollte er persönlich ein Zentrumspolitiker sein, der sowohl einem rechten als auch einem linken Flügel einen gewissen Freiraum lassen kann: Der also etwa in puncto Sicherheit ziemlich viel Konsequenz einfordert und z.B. in gesellschaftlichen Fragen genau das fördert, was Wien ausmacht: Vielfalt und Offenheit nämlich.
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