Grünes Elitenproblem

ANALYSE. Eva Glawischnig will eine „blaue Machtübernahme“ verhindern. Dazu müsste sie allerdings endlich auch beginnen, auf kleine Leute einzugehen. 

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ANALYSE. Eva Glawischnig will eine „blaue Machtübernahme“ verhindern. Dazu müsste sie allerdings endlich auch beginnen, auf kleine Leute einzugehen.

Die Grünen wollen eine „blaue Machtübernahme verhindern“, wie Parteichefin Eva Glawischnig am Wochenende auf dem Bundeskongress in Salzburg verkündete. Die erste Bewährungsprobe dazu wird bereits am 4. Dezember anstehen, wenn sich Ex-Grünen-Sprecher Alexander Van der Bellen und FPÖ-Vizeobmann Norbert Hofer einmal mehr der Stichwahl um das Amt des Bundespräsidenten stellen. Möglich ist alles, im Mai hatte sich Van der Bellen durchgesetzt. Wollen sich Glawischnig und Co. aber auf Dauer den Freiheitlichen entgegenstellen, müssen sie sich etwas überlegen; Eliten ansprechen allein ist zu wenig.

Die FPÖ schafft es immer mehr, die kleinen Leute für sich zu gewinnen: Frauen und Männer, die maximal über einen Pflichtschulabschluss verfügen und daher in wirtschaftlich angespannten Zeiten die ersten sind, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Ganz besonders aber auch die Arbeiter unter ihnen; sie zählen offensichtlich zu jenen, die sich von der Politik am stärksten vernachlässigt fühlen und daher Proteststimmen abgeben.

Wollen die Grünen den Freiheitlichen den Wind aus den Segeln nehmen, werden sie sich Gedanken darüber machen müssen, wie sie diese Gruppen erreichen könnten. Diese Bemühungen allein SPÖ und SPÖ zu überlassen, würde einer Flucht aus der Verantwortung gleichkommen; abgesehen davon scheitern diese ja immer mehr dabei.

Wie die SORA-Wahlanalysen zeigen, hatte selbst Van der Bellen bei den Arbeitern bisher nicht viel zu melden: Erreichte er am 22. Mai insgesamt die Absolute, so kam er bei diesen auf gerade einmal 14 Prozent. Hofer schaffte 86 Prozent.

Extremer noch die Verhältnisse bei den Landtagswahlen im vergangenen Jahr, das mussten sich die Grünen den SORA-Untersuchungen zufolge bei den Arbeitern mit zwei, bestenfalls drei Prozent begnügen. Die Freiheitlichen dagegen durften über bis zu 61 Prozent jubeln (in Oberösterreich und in der Steiermark).

Arbeiter sind nach wie vor eine relevante Gruppe der Gesellschaft. Die Sozialversicherungsanstalt zählt rund 900.000 Männer und 425.000 Frauen dazu. Summa summarum also doppelt so viele, als die Grünen bei der Nationalratswahl vor drei Jahren Stimmen erhielten (582.657).

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