ANALYSE. Seit Monaten ist der Wohnbaustadtrat einziger Kandidat für die Häupl-Nachfolge. Dass ihm noch immer keine klare Mehrheit gewiss ist, spricht gegen ihn.
Rückblende: Auf dem Parteitag der Wiener SPÖ schaffte Wohnbaustadtrat Michael Ludwig im vergangenen April bei der Wahl zu einem von fünf stellvertretenden Vorsitzenden 67,9 Prozent. Dabei hatte er sich, wie er damals wissen ließ, um Geschlossenheit bemüht. Womit er offensichtlich gescheitert ist.
Zur Gegenwart: Ludwig steht nach wie vor als einziger Kandidat für die Nachfolge von Michael Häupl als Bürgermeister und Parteichef da. Eine Mehrheit ist ihm noch immer nicht hundertprozentig sicher. Chancen darauf hat er zwar recht gute. Das aber kann nicht über sein Problem hinwegtäuschen: Er muss mit einem mageren Ergebnis rechnen. Was nach einem monatelangen „Wahlkampf“ eigentlich schon einer Niederlage gleichkommt.
Das Beste, was ihm persönlich unter diesen Umständen passieren könnte, wäre ein Gegenkandidat auf dem Parteitag Ende Jänner: Würde er dann zum Beispiel wieder 67,9 Prozent erreichen, wäre das okay für ihn. Andernfalls wäre es eine Katastrophe; es würde bedeuten, dass sich 32,1 Prozent ausdrücklich und allein gegen ihn stellen.
Die Wiener SPÖ selbst kann es freilich nicht darauf ankommen lassen: Das Risiko, dass ihr da eine Spaltung droht, ist zu groß. Folglich müssen die Ludwig-Widersacher in der Stadtregierung und in maßgeblichen Bezirksorganisationen, wie Ottakring, einen Kandidaten präsentieren, mit dem alle wesentlichen Teile der Partei leben können. Ob Andreas Schieder, Klubobmann der Nationalratsfraktion, das Zeug dazu hat, ist schwer zu sagen, zumal er noch nicht offen dafür gekämpft hat.
Jedenfalls hätte es Noch-Kanzler Christian Kern: Ihn müssten praktisch alle Genossen von Liesing bis Floridsdorf akzeptieren; sonst würden sie auch noch den Bundesparteichef und mit ihm überhaupt die gesamte Bundesorganisation mit in den Abgrund reißen. Allein: Kern hat bisher dezidiert ausgeschlossen, sich dafür zur Verfügung zu stellen.
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