ANALYSE. Alexander Van der Bellen, der in Umfragen führt, hat ein Problem: Schwache Grüne und Sozialdemokraten in großen Ländern.
Bundespräsidenten-Wahlen sind mehr als alle anderen Urnengänge Persönlichkeitswahlen und daher nur bedingt mit diesen vergleichbar. Eine Sache liefert jedoch Orientierung: Wie groß sind die Lager, auf die sich die Kandidaten stützen können? Das Ergebnis macht deutlich, dass es für den in Umfragen führenden Alexander Van der Bellen gar nicht so einfach wird, sich am Ende durchzusetzen; und dass sich Norbert Hofer (FPÖ) Hoffnungen auf eine Mehrheit machen kann.
Van der Bellen kann sich am ehesten auf Grünen-Wähler stützen. Mit ihnen allein wird er jedoch nicht weit kommen – und gegen seinen freiheitlichen Mitbewerber ganz und gar chancenlos sein: Bei den Landtagswahlen in der Steiermark und in Oberösterreich schaffte die FPÖ im vergangenen Jahr drei bis vier Mal mehr Stimmen als die Grünen. Und das sind große, entscheidende Bundesländer. Selbst bei der Gemeinderatswahl in Wien, wo die Grünen in der Regierung sind, mussten sie sich mit knapp 100.000 Stimmen begnügen, während die Freiheitlichen auf zweieinhalb Mal so viele kamen: 256.451.
Würden es Van der Bellen und Hofer in eine Stichwahl schaffen, käme es naturgemäß zu einem Lagerwahlkampf: Natürlich könnte Van der Bellen gemäßigte Bürgerliche überzeugen, genauso würde es aber rechte Sozialdemokraten womöglich zu Hofer ziehen. In Summe wäre das dann also ein Nullsummenspiel.
Im Wesentlichen würde Van der Bellen das Mitte-Links-Spektrum abdecken, also das „rot-grüne“. Hofer dagegen das „blau-schwarze“. Und auch da wäre der Freiheitliche im Vorteil, wenn man die Landtagswahlen vom vergangenen Jahr zur Orientierung heranzieht: In Wien und dem Burgenland gab es zwar eine rot-grüne Mehrheit, in der Steiermark und in Oberösterreich schnitten SPÖ und Grüne aber so schlecht ab, dass unterm Strich ein schwarz-blaues Übergewicht zustande kam. Beispiel Oberösterreich: 250.000 Stimmen für Rot-Grün standen 580.000 für Schwarz-Blau gegenüber.