Viel Steuergeld für Freizeitpostille

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ZAHLEN ZUM TAG. Stadt Wien hat im vergangenen Jahr um eine Viertelmillion Euro im „schau“-Magazin geworben. Geschäftsführer: ÖFB-Präsident und Inseratenkeiler Gerhard Milletich.

Der Bohmann-Verlag gilt laut Tageszeitung „Der Standard“ als SPÖ-nah und schafft es immer wieder in die Schlagzeilen. Etwa damit, dass die Rechercheplattform „Dossier“ bis zum Verwaltungsgerichtshof ziehen musste, um zu erfahren, dass die Stadt Wien unter Ausnützung lückenhafter Transparenzbestimmungen bzw. ohne umgehende Veröffentlichung um 170.720 Euro in einem Heftchen des Verlages inseriert hat.

Der Bohmann-Verlag hat zwei Geschäftsführer. Einer der beiden ist Gerhard Milletich, besser bekannt möglicherweise als Präsident des Österreichischen Fußballbundes (ÖFB). Laut „News“ könnte er diese Funktion für das Lukrieren von Inseraten genützt haben. In der Juni-Ausgabe des „schau“-Magazins, das von Milletich herausgegeben wird, habe es „Inserate von vier maßgeblichen ÖFB-Sponsoren „samt weichen Wohlfühl-Interviews mit den inserierenden Sponsorenvertretern“ gegeben. Gegenüber dem „Kurier“ erklärte Milletich, es sei sein „Beruf, Inserate zu verkaufen“.

Das „schau“-Magazin erscheint in der „CRM Medientrend GmbH“. Geschäftsführer hier sind Gerhard Milletich und Bettina Milletich. Die Auflage des sechs Mal jährlich erscheinenden Magazins, das etwa Tageszeitungen in der Ostregion (Wien, NÖ, Burgenland) beigelegt ist, wird in den Mediadaten für 2021 mit 216.000 Stück angegeben. Inhaltlich wird es hier als bunte Freizeitpostille dargestellt, die insbesondere Shopping-Tipps enthält.

In der Medientransparenzdatenbank sind für das vergangene Jahr öffentliche Inserate im Umfang von immerhin 463.780.90 Euro ausgewiesen. Mehr als die Hälfte, nämlich 270.630 Euro, stammte von der Stadt Wien. Der Rest entfiel auf Beteiligungsgesellschaften der Stadt sowie des Landes Burgenland, politisch beide SPÖ-dominiert. Ein ganzseitiges Inserat in dem Magazin hatte laut Mediadaten einen Listenpreis von 6500 Euro. Ohne Rabatt würden die 270.630 Euro der Stadt Wien von daher rein rechnerisch fast 42 Werbeseiten entsprechen – in dem einen Jahr.

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