ZAHLEN ZUM TAG. Aus dem Ressort des Ex-Vizekanzlers gingen einst 98 Prozent der Tageszeitungsinserate an Krone, Heute und Österreich – oe24.
Vorweg muss wieder einmal daran erinnert werden: Regierungsmitglieder können – auf Kosten der Steuerzahler – nicht einfach werben lassen, wie und wo es ihnen gefällt. Es gibt gesetzliche Vorgaben. Nach geltendem Medienkooperations- und Transparenzgesetz haben Werbeleistungen „ausschließlich der Deckung eines konkreten Informationsbedürfnisses der Allgemeinheit zu dienen“. Daraus kann man unter anderem ableiten, dass es wesentlich ist, möglichst alle Bürgerinnen und Bürger zu erreichen. Nicht nur Leserinnen und Leser von Boulevardzeitungen.
In der Praxis wird zu gerne darauf gepfiffen. Wie hier ausgeführt, flossen im vergangenen Jahr beim Verteidigungs- und beim Innenministerium je drei Viertel der Inseratengelder für Tageszeitungen an Krone, Heute und Österreich – oe24 (inkl. Online- und weitere Angebote).
Das ist kein Extrembeispiel. Das Nachrichtenmagazin „profil“ hat gerade die Boulevardneigung von Ex-Vizekanzler und -FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache dokumentiert. Aus dem Bundesministerium für öffentlicher Dienst und Sport, das er in der Regierung Kurz I führte, gingen ganze 98 Prozent der Tageszeitungsinserate an Krone (inkl. krone.at), Heute (inkl. heute.at) und Österreich – oe24 (inkl. oe24.at).
Das ergibt eine Datenabfrage auf medien-transparenz.at, bei der die Angaben nach Quartalen ausgewiesen werden und sich diese für den Zeitraum von Anfang 2018 bis Mitte 2019 ziemlich genau mit der Amtszeit von Strache decken. Alles in allem wurde für das Ressort ein Inseratemvolumen von rund 1,4 Millionen Euro gemeldet. 905.465,51 Euro entfielen auf Tageszeitungen und davon wiederum 887.341,76 Euro (oder eben 98 Prozent) auf Krone, Heute und Österreich – oe24. Die übrigen 18.123,75 Euro kamen dem Kurier zugute.
Nullkommanichts gemeldet wurde für Kleine Zeitung, OÖ Nachrichten, Die Presse, Salzburger Nachrichten, Der Standard, Tiroler Tageszeitung und Vorarlberger Nachrichten. Ihren Leserinnen und Lesern hatte das Ressort von Strache im Unterschied zu denen der Boulevardblätter also nichts mitzuteilen. Was die – rhetorische – Frage aufwirft, ob all die Inserate nicht überhaupt verzichtbar gewesen wären.