Medien haben ein Problem

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ZAHLEN ZUM TAG. Nur knapp die Hälfte der Menschen in Österreich glaubt, dass Medien die Regierung frei kritisieren können.

Nur 49,3 Prozent der Menschen in Österreich stimmen der Aussage, Medien könnten die Regierung frei kritisieren, voll und ganz zu. Das ergab die Europäische Sozialstudie mit rund 2000 Befragten hierzulande, deren Ergebnisse das Institut für Höhere Studien (IHS) jetzt in einem Tabellenband veröffentlicht hat.

Bemerkenswert ist, dass es nach Bildungsstand und Haushaltseinkommen kaum einen Unterschied gibt. Deutlich ist dieser nach Geschlecht und Alter. So sehen 44 Prozent der Frauen, aber 54,8 Prozent der Männer freie Medien. Oder keine 40 Prozent der unter 45-Jährigen, aber mehr als 55 Prozent der ab 45-Jährigen. Bei ab 65-Jährigen handelt es sich sogar um 61,8 Prozent

Bei der Interpretation muss man (wie immer) vorsichtig sein. Die Ergebnisse sind zwar jetzt publiziert worden, die Umfrage fand aber im Frühjahr 2021 statt. Coronakrisenfolgen (Polarisierung etc.) könnten also eine Rolle spielen.

Andererseits können beispielsweise ein parteipolitisch zusammengesetzter ORF-Stiftungsrat, die ORF-NÖ-Affäre und willkürlich vergebene Inserate an Zeitungen und andere Medien dazu angetan sein, Zweifel an der Medienfreiheit aufkommen zu lassen. Zumal ja sogar die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft plausibel begründet sagt, dass der Verdacht besteht, dass sich Boulevardblätter kaufen ließen.

Dass keine 50 Prozent glauben, dass Medien (im Allgemeinen!) die Regierung frei kritisieren kann, kommt einer demokratischen Krise gleich: Es bedeutet auch, dass keine große Mehrheit des Souveräns davon ausgeht, zu erfahren, was ist. Dabei müsste genau das selbstverständlich sein.

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