ZAHLEN ZUM TAG. 2023 wendeten Bundesregierung und Stadt Wien alles in allem nicht ganz so viel auf wie im Jahr davor. Wichtiger: Die Verteilung ist weiterhin nicht nachvollziehbar.
20 Millionen Euro wendete die Bundesregierung, also Kanzleramt und Ministerien, im vergangenen Jahr für Werbung auf. Das ist der Seite medien-transparenz.at zu entnehmen. Das waren um 7,9 Millionen Euro weniger als im Jahr davor. Zu einem Rückgang ist es auch bei der Stadt Wien gekommen, nämlich einem solchen von knapp sieben auf 18,5 Millionen Euro. Zugenommen hat hingegen das Volumen des drittgrößten Inserenten, nämlich der Wirtschaftskammer (inkl. Landes- sowie sonstige Teilorganisationen) – um fast zwei auf 17,4 Millionen Euro.
In der Bundesregierung auf die höchste Summe ist im vergangenen Jahr wieder das Klimaschutzministerium gekommen. Nach sechseinhalb Millionen Euro 2022 belief sich das Volumen nunmehr auf fünfeinhalb Millionen Euro. Es folgten – jeweils mit einem Plus – das Verteidigungs- (4,1) und das Finanzministerium (2,7). Starke Rückgänge gab es beim Sozialministerium (von 4,4 auf 1,7) und beim Kanzleramt (von 5,8 auf 1,1 Millionen Euro). Bei den übrigen Ressorts sind die Summen vergleichsweise klein. Sie sind daher auch nicht ausgewiesen in nachfolgender Grafik.
Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) hat als Nach-Nachfolger von Sebastian Kurz (ÖVP) einen Sparkurs in diesem Bereich angekündigt. Wobei: Der Rückgang ergibt sich gerade auch in seinem Ressort nicht zuletzt daraus, dass Coronakampagnen ausgelaufen sind. Sie sind einst über das Kanzleramt gelaufen.
All diese Veröffentlichungen sind insofern unbefriedigend, als nicht herauszulesen ist, wofür geworben wurde und nach welchen Kriterien die Mittelvergabe erfolgte. Diesbezüglich kann man nur spekulieren.
Greifen wir zum Beispiel das „grüne“ Klimaschutzministerium (Ressortchefin: Leonore Gewessler) und das türkise Verteidigungsministerium (Klaudia Tanner) heraus. Das Klimaschutzministerium weist eine breite Streuung auf und inseriert eher in Qualitäts- als in Boulevard-Tageszeitungen. So entfielen 2023 auf die „Kronen Zeitung“ 126.025,06 Euro, auf den „Standard“ jedoch 209.128,04 Euro.
Beim Verteidigungsministerium ist es umgekehrt: Hier herrscht unverhältnismäßige, aus Leserzahlen nicht ableitbare Boulevardlastigkeit vor. An die „Krone“ gingen 723.005,82 Euro, an „Heute“ und „Österreich – oe24“ je mehr als eine halbe Million. Im Qualitätssegment mussten sich die „Presse“ mit rund 105.000 Euro und der „Standard“ mit rund 50.000 (bzw. gut zehn Mal weniger als „Heute“ und „Österreich – oe24“) begnügen. An die „Salzburger Nachrichten“ flossen überhaupt nur gut 18.000 Euro.
Bei der Stadt Wien (ohne Beteiligungsunternehmen) sind die Verhältnisse – auf sehr hohem Niveau für Zeitungen – weniger ungleich. Die Volumen im vergangenen Jahr: „Heute“ 1,9, die „Krone“ 1,8 und „Österreich – oe24“ eineinhalb Millionen Euro. Auf der anderen Seite der „Standard“ 1,6 und die „Presse“ eine Million Euro.