ZAHLEN ZUM TAG. Die Tageszeitungen „Österreich, oe24“ und „Krone“ schaffen Jahr für Jahr ein Vielfaches der Ethikverstöße von „Standard“, „Presse“ und „SN“ zusammen.
Der Presserat schaut auf die Einhaltung des Ehrenkodex der österreichischen Presse. Genauer: Wer einen Verstoß ortet, kann ihn anrufen. Ein Senat entscheidet dann darüber. Die Statistik über die festgestellten Ethikverstöße spricht eine eindeutige Sprache: Zeitungen aus dem Boulevardsegment werden sehr oft, Zeitungen aus dem Qualitätssegment eher selten verurteilt.
Beispiel: Von 2018 bis 2023 wurden bei „Heute“, „Krone“ und „Österreich, oe24“ insgesamt 132 Verstöße festgestellt, bei „Standard“, „Presse“ und „Salzburger Nachrichten“ – in Summe – hingegen sieben, also fast 15 Mal weniger.
Wobei man gerade bei den Boulevardblättern unterscheiden muss: „Heute“ faßt weniger Rügen aus. In den vergangenen sechs Jahren handelte es sich um insgesamt 17, im vergangenen Jahr um null. Größere Probleme gibt es bei der „Krone“ (insgesamt 55) und bei „Österreich, oe24“ (60).
Insgesamt ortete der Presserat 2023 20 Verstöße. Fast die Hälfte (neun) entfiel auf „Österreich, oe24“, wo Ministerien und Stadt Wien trotzdem weiter munter inserieren. In einem Fall sah ein Leser etwa „nicht gekennzeichnete Werbebeiträge“ für Rene Benkos „Signa“-Gruppe. Der zuständige Senat bestätigte dies. In den Beiträgen ging es um einen geplanten Büro- und Laborkomplex in der Wiener Muthgasse. Darin war die Rede von „modern ausgestatteten und flexiblen Labormodule(n), die sich an die individuellen Bedürfnisse der Mieter anpassen“ würden. Zu Wort kam laut Tätigkeitsbericht des Presserats „ausschließlich der Geschäftsführer eines Biotechnologieunternehmens, mit dem die SIGNA für das Projekt kooperierte“.
