Schweiz schielt nach Schweden

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BERICHT. COVID-19: Eidgenössisches Krisenmanagement ist nicht nur transparent, sondern auch offen für ganz andere Wege.

Wie Transparenz und Nachvollziehbarkeit auch in der COVID-19-Pandemie funktionieren können, zeigt die Schweiz: Die dortige Regierung lässt sich von einer Task Force beraten, in der (erstens) Wissenschaftler aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen vertreten sind, die sich (zweitens) mit aktuellen Fragen auseinandersetzt und ihre Empfehlungen (drittens) umgehend veröffentlicht.

Beispiel: In der Schweiz, die bisher zweimal mehr Infektions- und dreimal mehr Todesfälle als Österreich verzeichnet hat, sind mit 11. Mai gewisse Lockerungen in Kraft getreten. Ebenfalls am 11. Mai legte die Task Force ein Papier zu möglichen Folgen vor.

Zunächst blicken die Experten ins Ausland: „Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien führten ähnliche oder verstärkte Maßnahmen wie die Schweiz ein, konnten damit die Fallzahlen ebenfalls stark reduzieren, und die Reproduktionszahl deutlich unter den kritischen Wert von 1 drücken.“ Etwas ausführlicher fallen die Ausführungen zu Schweden aus: Das Land habe eine Strategie gewählt, „die stark auf Social Distancing und eine Reduktion der Übertragungsrate durch eigenverantwortliches Handeln setzt.“ Grundschulen, Läden und Gastronomiebetriebe seien unter Auflagen geöffnet geblieben.

Die Fallzahlen im skandinavischen Land seien sehr hoch, Schätzungen zur Entwicklung der Reproduktionszahl seien mit Vorsicht zu genießen, heißt es in dem Papier weiter. Aber: „Falls Schweden mit dem eigenverantwortlichen Handeln der Bürger erreicht, dass die Reproduktionszahl langfristig auf oder unter 1 fällt, wäre dies auch für die Schweiz ein zukünftiges Modell.“

So oder so müsse das österreichische Nachbarland darauf achten, das es möglichst wenig Neuinfektionen gibt. Nur tiefe Fallzahlen würden es erlauben, „teure bevölkerungsweite Maßnahmen durch günstige gezielte Maßnahmen zu ersetzen“, heißt es in dem Papier. Empfehlenswert wäre es demnach, die Nutzung von Schutzmasken ebenso auszuweiten, wie Testungen und Contact Tracing, also die Rückverfolgung von Infektionsketten, zu intensivieren.

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