#COVID19 Regierung wird zum größeren Problem

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ANALYSE. Das Chaos um die Corona-Ampel ist unnötig und brandgefährlich. Die Verunsicherung in der Bevölkerung wird noch größer.  

Natürlich muss man sich immer wieder in Erinnerung rufen, dass wir mit einem historischen Ereignis konfrontiert sind und es gerade auch für die Politik unendlich schwer ist, damit umzugehen. Allein: Es macht die Sache nicht mehr besser. Im Gegenteil: Wochenlang hat die Regierung an der Corona-Ampel gearbeitet. Und dann schaltet sie für mehrere Bezirke auf „Orange“ und es bleibt ungewiss, was das bedeutet. Ursprünglich waren auf einer Website ein paar Maßnahmen dafür ausgewiesen, sie sind von dort jedoch verschwunden. Jetzt heißt es, es werde sich kaum etwas ändern. Ja, Wien teilt sogar mit, dass die Ampel für seine Schulen „Gelb“ bleibt.

So etwas kann man nicht erfinden. Und man könnte unendlich lang und laut lachen, wenn das Ganze nicht einen so ernsten Hintergrund hätte: Man mag vielen Menschen in Österreich vorwerfen, dass sie keinen Abstand mehr halten und sehr undiszipliniert geworden seien. Schlimmer noch ist jedoch, dass es wohl noch mehr Leute gibt, die traumatisiert sind; die Angst haben und die sich noch immer jeden Tag auf die Zahl der bestätigten Neuinfektionen und der Toten konzentrieren.

Wobei man ihnen das nicht vorwerfen kann: Staatliches Krisenmanagement trägt dazu bei. Es ist schon ein Fortschritt, dass es Infizierte nicht mehr pauschal als Erkrankte darstellt. Darüber hinaus aber liefert es nichts Erklärendes dazu. Ergebnis: Es ist noch immer ein Gefühl verbreitet, wie es im März zunächst gut begründet war; gezeichnet ausschließlich (!) von einer Art Panik, die zu Hamsterkäufen und zum Abbruch aller direkten Beziehungen treibt.

Und jetzt ist die Ampel eben „Orange“ – und weil das ohne größere Folgen bleibt, gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten darauf zu reagieren: Entweder sarkastisch. Oder mit unendlicher Wut bzw. so, dass man das ganze Krisenmanagement einfach nur noch verachtet. Es wird der Eindruck vermittelt, dass das Virus doch nicht so schlimm sein kann (andernfalls wären ja umgehend weitreichende Beschränkungen verhängt worden).

Das ist nicht lustig, das hat Folgen: Hatte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) mit den verpfuschten Gesetzestexten und wöchentlichen Ankündigungen, dass jetzt aber wirklich eine entscheidende Phase komme, ohnehin schon ein Glaubwürdigkeitsproblem, so hatte es Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) mit Heilsversprechungen („Wiederauferstehung nach Ostern“, „Licht am Ende des Tunnels“), Kleinwalsertal und der Warnung, es werde bald jeder jemanden kennen, der an Corona gestorben ist, erst recht.

Soll heißen: Einerseits verschärfen Regierungsvertreter hier Verunsicherung und Nervosität, was nicht zuletzt auch Gift für die wirtschaftliche Entwicklung (inkl. Beschäftigung) ist. Andererseits dürfen sie sich nicht wundern, wenn sich kaum noch jemand an ihre Appelle hält, sich zusammenzureißen und diszipliniert zu bleiben. Sie haben ihre Autorität verspielt.

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