Verschärftes Coronaproblem

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ANALYSE. Fehlentscheidungen in der Pandemie rächen sich. Regierende trauen sich heute nicht einmal mehr, über Restrisiken, geschweige denn die Impfung zu reden.

Insgesamt 52.338 bei der ÖGK versicherte Personen seien in der vergangenen Woche (KW 50) wegen Corona im Krankenstand gewesen, berichtet ORF.AT. Das seien über 25 Prozent mehr gewesen als in der Woche davor. Eh. Was jedoch fehlt, ist eine Einordnung: In der Woche davor hatte es mit dem 8. Dezember einen Feiertag gegeben. Schaut man sich die Entwicklung über mehrere Wochen hinweg an, fällt auf, dass da weniger Fälle registriert wurden als es dem Trend entsprochen hätte.

Zweitens: Das war auch schon 2022 so. Drittens: Es sind pro Kalenderwoche noch immer weniger Fälle als am Höhepunkt der Herbstwelle 2022 (knapp 60.000). Viertens: Abwasserproben lassen den Schluss zu, dass es allmählich zu einer Entspannung kommen könnte.

Fünftens: Zumal es Zuordnungsfehler geben kann (z.B. wegen nicht durchgeführter Tests), ist ein Blick auf die Gesamtzahl der Krankenstände wegen Atemwegserkrankungen angebracht. Sie lag in der jüngsten, eben der 50. Kalenderwoche mit 155.500 deutlich unter dem Niveau des Vorjahres um diese Zeit (192.790). Sechstens: Pro Woche sind zuletzt ziemlich konstant durchschnittlich 30 Patienten mit Corona auf die Intensivstation verlegt worden. Das ist ein Hinweis darauf, dass die Wahrscheinlichkeit für einen schweren Erkrankungsverlauf weiter weniger groß wird. Und das wiederum ist etwas durchaus Erfreuliches – wobei man immer vorsichtig bleiben muss.

Der Punkt ist: Was in der Pandemie lief, hat Teile der Gesellschaft traumatisiert. Die einen mehr, die anderen weniger. Zu tun hatte das mit Ungewissheiten, aber auch Angstmache. „Bald wird jeder von uns jemanden kennen, der an Corona gestorben ist“, sprach der damalige Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Es folgten Lockdowns und schließlich unter Kurz-Nachfolger Alexander Schallenberg (ÖVP) bzw. auf Wunsch der Landeshauptleute die Impfpflicht. Damit hat man sich nicht nur zehn, 20 Prozent der Menschen zu Gegnern gemacht, sondern allen einen gewissen Ernst vermittelt. So etwas macht man schließlich nicht so mir nichts, dir nichts.

Doch heute tut man einfach so, als gäbe es kein Corona. Schlimmer: Abgesehen von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne), der wie seine Vorgänger Rudolf Anschober und Wolfgang Mückstein in Hochphasen der Pandemie Mangelwirtschaft managet (Stichwort Paxlovid) und unter bestimmten Umständen zur Maske rät, ist nichts. Schlicht und ergreifend nichts.

Es ist, als hätte Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) gemeinsam mit Udo Landbauer (FPÖ) ein Programm für ganz Österreich vereinbart: Über Corona im Allgemeinen und die Impfung im Besonderen darf nicht mehr geredet werden. Man will die Leute offenbar nicht mehr daran erinnern

In Wirklichkeit verschärft man damit jedoch ein Problem: Nach dem, was in den vergangenen Jahren war, wären Einordnungen und Lehren nötig. Man könnte sogar erfreut feststellen, dass Corona an Schrecken verloren habe. Die Wissenschaft hat Großes geleistet. Das würde es erleichtern, auf Risiken hinzuweisen, die noch immer vorhanden sind. Im Übrigen könnte man jetzt, da man weiß, wie eine Impfkampagne nicht funktioniert, ebensolche Kampagnen für Corona, aber auch die Grippe und vieles andere aufsetzen. Und zwar immer mit dem Ziel, zumindest denjenigen eine Orientierung zu geben, die empfänglich dafür sind.

Aber so gar nicht kommunizieren? Damit vergrößert man das Glaubwürdigkeitsdefizit der Coronapolitik. Man lässt Zweifel aufkommen, ob alles wirklich so dramatisch gewesen sein kann, wenn Corona jetzt behandelt wird wie ein Schnupfen. Vor allem auch im Hinblick darauf, dass jederzeit eine neue Pandemie möglich ist, ist das eine Katastrophe.

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