Sinkende Neuverschuldung privater Haushalte

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BERICHT. Kreditaufnahmen für Wohnbauzecke sind eingebrochen und für Konsumzwecke gleichgeblieben. Ein gutes Zeichen? Nein.

Die Daten der Nationalbank mögen überraschen: Die Verschuldung österreichischer Privathaushalte ist – in Summe – eher rückläufig. Seit Jahresbeginn ist das Kreditvolumen mit etwas mehr als einer Milliarde Euro auf 188 Milliarden Euro gesunken. Zwei Drittel davon entfielen auf Wohnkredite.

Auch bei den Neuvergaben gibt es alles in allem einen rückläufigen Trend: Kredite für Wohnzecke sind auf durchschnittlich knapp eine Milliarde Euro pro Monat eingebrochen. Bis zum Sommer des vergangenen Jahres, als verschärfte Vergaberichtlinien in Kraft traten, war das Volumen mehr als doppelt so groß. Kredite für Konsumzwecke sind dagegen mit knapp 400 Millionen Euro pro Monat stabil geblieben.

Doch was heißt das? Geht’s den Leuten trotz Teuerung und Zinssteigerungen gar nicht so schlecht, wie es immer wieder heißt und z.B. auch in Berichten von einer wachsenden Nachfrage nach Konsumkrediten zum Ausdruck kommt?

Man muss vorsichtig bleiben – und nicht zuletzt diese Erklärungsmöglichkeiten berücksichtigen: Erstens, bestehende Kredite sind – gerade bei variablen Zinsen – für Betroffene viel teurer geworden. Anders formuliert: Der Kredit über 100.000 Euro ist ein solcher geblieben, kostet aber wesentlich mehr. In Extremfällen führt das zu existenzieller Not.

Zweitens, der Zugang zu Krediten ist schwieriger geworden. Bei Leuten, die ein Haus bauen wollen oder vielleicht sogar müssten, weil ihnen sonst (z.B. in ländlichen Regionen) kein Wohnraum zur Verfügung steht, kann das bedeuten, dass sie das vergessen können. Andere müssen ihren Konsum drastisch einschränken, weil sie sich kein Geld mehr ausleihen können.

Insofern ist die Entwicklung der Neukreditvergaben für Konsumzwecke besonders interessant: Bei stark steigenden Finanzierungskosten wäre es naheliegend, dass das Kreditvolumen sinkt. Das tut es aber nicht. Das kann zweierlei bedeuten: Es gibt Haushalte, für die die Kosten kein Problem sind. Und es gibt Haushalte, für die sie ein Problem sind, die sich aber darauf einlassen müssen.

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