Ohne Impfpflicht zur Impfpflicht

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ANALYSE. Der Druck, sich immunisieren zu lassen, steigt enorm. Letzten Endes werden es sich nur wenige Menschen leisten können oder wollen, sich zu widersetzen.

Es gibt Staaten, die zur Corona-Impfpflicht schreiten. Frankreich etwa führt sie für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen ein. Griechenland tut nicht nur das, sondern gewährt künftig ausschließlich Geimpften Zutritt zu geschlossenen Räumen bzw. Kinos, Theatern und Gastronomiebetrieben. Sprich: Wer am gesellschaftlichen Leben teilhaben möchte, wird sich über kurz oder lang nicht verweigern können. Wobei davon auch Gäste, beispielsweise also auch österreichische Urlauberinnen und Urlauber, betroffen sein werden.

Hier geht es zunächst nicht um eine inhaltliche Bewertung einer Impfpflicht, sondern um einen Hinweis darauf, in welche Richtung es europaweit geht. Natürlich, es gibt daneben Staaten, die ausdrücklich keine Impfpflicht einführen wollen. Aber das ist eher nur eine Spitzfindigkeit.

Beispiel Deutschland: Wie Kanzlerin Angela Merkel (CDU) lehnt der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) eine Impfpflicht ab. Diese Woche sagte er laut BR jedoch, dass es für Geimpfte „mehr Freiheit“ geben solle, wobei er genau genommen größere Freiheitsbeschränkungen für Ungeimpfte meinte. Zitat: „Vollständige, unbeschwerte Freiheit gibt es nur mit Impfen. Ohne Impfen keine Freiheit – jedenfalls nicht so in der Form, wie wir es uns vorstellen.“ Konkret könnte es ausschließlich für Ungeimpfte bestimmte Quarantäneregeln geben. Was für viele nicht durchzuhalten wäre: Kaum ein Unternehmen würde es auf Dauer hinnehmen, dass ein Mitarbeiter nur aus dem einen Grund immer wieder zu Hause bleiben muss und damit ausfällt.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) spricht ich ebenfalls gegen eine Impfpflicht aus, findet aber eher gezielt-beunruhigende Worte für Ungeimpfte: „Ihr werdet euch früher oder später anstecken und ihr werdet erkranken können. Macht euch das bitte bewusst.“ Wobei ein entscheidender Punkt in diesem Zusammenhang ist, dass eine solche Erkrankung – anders als von Kurz dargestellt – nicht allein ein „individuell medizinisches Problem“ ist: Mehr und mehr ist auch eine gewisse Stigmatisierung damit verbunden; bzw. ein Verantwortlich-dafür-gemacht-werden, dass die Pandemie noch nicht zu Ende ist, dass Kontaktpersonen möglicherweise ebenfalls erkranken, dass das teure, von der Allgemeinheit finanzierte Gesundheitswesen unnötig belastet wird und so weiter und so fort.

De facto führen sowohl eine ausgesprochene als auch eine unausgesprochene Impfpflicht zu einer solchen. Die unausgesprochene versucht eher nur keine „Jetzt erst recht nicht impfen lassen“-Protestbewegung zu befeuern. Eine solche ist ernst zu nehmen: Laut Uni Wien-Corona-Befragung vom Juni wollen sich noch immer 20 Prozent der Menschen in Österreich eher oder sicher nicht impfen lassen. Lässt man Kinder weg, sind das gut und gerne eineinhalb Millionen und damit eine Masse.

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