ZAHLEN ZUM TAG. In Österreich versuchen Rechtspopulisten, ein Vakuum zu füllen, das über die Jahre entstanden ist.
Die Bedeutung der österreichischen Kirche in der Weltkirche wirkte durch die Kardinäle Franz König und Christoph Schönborn groß; beide galten als Papstkandidaten. Jetzt, da Papst Franziskus verstorben ist und in den kommenden Wochen ein Nachfolger gewählt wird, zeigt sich, wie sehr das eine vergangene Bedeutung ist: Schönborn ist im Jänner 80 Jahre alt geworden und damit nicht mehr wahlberechtigt. Wer künftig Erzbischof von Wien sein wird, ist nach wie vor offen – und dieser Erzbischof wird auch kaum noch Kardinal werden.
Die katholische Kirche verliert auch in Österreich selbst: Die Zahl der Katholiken ist in den vergangenen Jahrzehnten von weit über sechs auf deutlich unter fünf Millionen gesunken. Parallel dazu ist zwar die Zahl der Muslime gestiegen, wesentlich höher ist aber die der konfessionslosen Menschen. Bei steigender Tendenz belief sie sich laut Statistik Austria-Mikrozensus-Erhebung 2021 bereits auf zwei Millionen bzw. gut ein Viertel der Bevölkerung.
Im politischen Diskurs hat die Kirche über die Caritas eine gewisse Bedeutung halten können. Darüber hinaus ist sie kaum wahrnehmbar. Wie der Vorsitzende der Bischofskonferenz heißt (Franz Lackner), dürfte eher wenigen Menschen bekannt sein.
Rechtspopulisten versuchen, das Vakuum zu füllen: So hat die FPÖ in ihrem Nationalratswahlprogramm vorgegeben, religiöse Symbole und Feste zu pflegen. Und zwar in einem Sinne, der auch einen Teil ehemaliger Katholiken ansprechen könnte. Zitat: „Das Kreuz als Symbol unserer christlich-abendländischen Geschichte und Kultur gehört seit langer Zeit in unsere Klassenzimmer und darf weder verleugnet noch versteckt werden. Ebenso muss unser traditionelles Brauchtum gelebt und weitergegeben werden, etwa durch Nikolausfeiern und Martiniumzüge im Kindergarten.“
Herbert Kickl und Co. sind damit nicht allein. So sorgte Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) im vergangenen Jahr für die Schlagzeile, dass sie eine „Nikolo-Pflicht“ schaffe: Sie habe veranlasst, „dass unter anderem Nikolausfeiern verbindlich in den Bildungsplan für Kindergärten aufgenommen werden“.