Impfbereitschaft eingebrochen

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BERICHT. COVID-19: Im Frühjahr wollte sich die Hälfte der österreichischen Bevölkerung impfen lassen. Im Herbst war es nur noch ein Drittel. Studienleiter sieht Folge von „Message Control“.

Das Untersuchung, die die Uni Wien im Rahmen des „Austrian Corona Panel“ durchgeführt hat, zeigt es eindrucksvoll: Dass schon bald Impfstoff vorhanden ist, heißt noch lange nicht, dass alles gut wird. Grund: Die Impfbereitschaft der österreichischen Bevölkerung ist in den vergangenen Monaten eingebrochen. Wirtschaftssoziologe Bernhard Kittel sieht eine verhängnisvolle Nebenwirkung von „Message Control“, wie sie von der Regierung betrieben wird.

Zu den Ergebnissen der Studie: Im Mai waren 48,2 Prozent voll und ganz oder eher bereit, sich impfen zu lassen; im Oktober handelte es sich nur noch um 33,8 Prozent. Umgekehrt ist der Anteil derer, die sich eher oder sicher nicht impfen lassen wollen, von 33,9 auf 48,9 Prozent gestiegen.

Die Datenerhebung habe zwar vor den Medienberichten in der ersten und zweiten Novemberwoche zu Durchbrüchen bei der Entwicklung von Impfstoffen stattgefunden, betont Kittel (hier): Sie würden jedoch in Einklang mit aktuelleren Gallup-Werten stehen. Soll heißen: „Wenn erwartet worden wäre, dass die reale Aussicht auf eine baldige Impfung die Impfbereitschaft positiv beeinflusst, dann wäre auch zu erwarten gewesen, dass sich in dieser (Gallup-)Befragung ein deutlich höherer Anteil von impfbereiten Personen finden hätte sollen. Dass dies nicht der Fall ist, deutet darauf hin, dass die Existenz eines Impfstoffes nicht gleichzusetzen ist mit der Akzeptanz der Impfung in der Bevölkerung.“

Die Impfbereitschaft ist laut Kittel abhängig von individuellen und gesellschatlichen Faktoren: „Niedrige Gefahrenwahrnehmung, geringeres Alter, die Wahrnehmung eines geringen gesellschaftlichen Zusammenhalts, weiblich zu sein und eine politisch eher rechts positionierte Grundeinstellung sind Faktoren, die zu Impfskepsis beitragen. Treibend für das Sinken der Impfbereitschaft sind aber weniger diese Dimensionen als die Wahrnehmung der Regierungspolitik. Es ist die sinkende Zufriedenheit mit der Regierung, die mit der sinkenden Bereitschaft, sich impfen zu lassen, korreliert.“

Berhnard Kittel sieht hier eine verhängnisvolle Nebenwirkung von „Message Control“. Wörtlich schreibt er: „Die Aufmerksamkeit für den Diskurs in den sozialen Medien ist gestiegen; dort können Verschwörungstheorien, unfundierte Meinungen und „alternative Fakten“ jedoch denselben Stellenwert bekommen wie wissenschaftlich geprüfte Aussagen. Hier zeigen sich die desaströsen Folgen einer Kommunikationsstrategie, die auf Message-Control setzt, statt eine gesellschaftsweite Diskussion anzuregen und sich dieser auf Augenhöhe zu stellen.“

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