Für die ÖVP bricht eine Welt zusammen

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ZAHLEN ZUM TAG. Hohes Zinsniveau sorgt dafür, dass das Neukreditvolumen zur Eigentumsbildung eingebrochen ist.

Auch im Mai haben Privathaushalte in Österreich kaum Wohnkredite aufgenommen; jedenfalls, wenn man es im mehrjährigen Vergleich betrachtet: Das Gesamtvolumen belief sich laut Nationalbank auf 933 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr hatte es sich in jenem Monat um mehr als zweieinhalb Milliarden Euro gehandelt. Und auch davor war es höher gewesen, seit 2018 war es zwischen rund eineinhalb und mehr als zwei Milliarden Euro gelegen (siehe Grafik).

Politisch dargestellt wird die Entwicklung gerne so: Ausschließlich eine verschärfte Richtlinie, die seit vergangenem August gilt, habe zum Einbruch geführt. Tatsächlich zeigt die Entwicklung, dass es genau zu diesem Zeitpunkt zu einem massiven Rückgang gekommen ist. Allerdings dürfte es wohl eher so sein, dass davor „noch schnell“ mehr Kredite aufgenommen wurden, um nicht unter diese Richtlinie zu fallen. Diese besagt unter anderem, dass mindestens 20 Prozent Eigenmittel vorliegen müssen, die Laufzeit höchstens 35 Jahre betragen darf und Monatsraten 40 Prozent des Netto-Haushaltseinkommens nicht übersteigen dürfen.

Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) hat im vergangenen Sommer als erste Politikerin Österreichs angefangen, eine Lockerung zu fordern. Mittlerweile tun das auch andere, wobei es sich überwiegend um Vertreter:innen der ÖVP handelt. Was nachvollziehbar ist: Eigentumsbildung ist schwieriger geworden. Und Eigentum gehört für Mikl-Leitner und Co. zur Normalität: „Wir wollen sozialen Aufstieg, Chancengerechtigkeit und den Erwerb von Eigentum fördern. Eigentum ist der Schlüssel für Unabhängigkeit und Wirtschaftskraft“, heißt es im Grundsatzprogramm der Volkspartei.

Allerdings: Ein Blick auf die Daten in Deutschland zeigt, dass dies eher auf das Zinsniveau zurückzuführen sein dürfte. Kredite sind viel teurer geworden. In Deutschland ist es jedenfalls auch ohne Richtlinienverschärfung in den vergangenen Monaten zu einem starken Rückgang neuer Wohnkredite gekommen. Im Übrigen dürfte ins Gewicht fallen, dass auch Baupreise kräftig angezogen haben.

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