Blindflug in die nächste Welle

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ANALYSE. Bei allgemeiner Entspannung des Infektionsgeschehens gibt es immer mehr „Delta“-Fälle. Umso wichtiger wären PCR-Tests. Sie finden jedoch eher nur in Wien statt.

Wie schon im vergangenen Sommer ist es möglich, durchzuatmen: Eine Infektionswelle zieht sich zurück, die Zahlen sind nicht nur in Österreich, sondern auch in allen Nachbarländern stark gesunken. Impfungen werden zudem helfen, Schlimmeres zu verhindern in weiterer Folge. Allein: Eine Risikoeinschätzung der Stadt Wien zeigt, dass es im kommenden Winter wieder nicht nur deutlich mehr Infektionen, sondern auch Intensivpatientinnen und -patienten geben könnte. Grund ist die Ausbreitung einer neuen, noch ansteckenderen Variante, nämlich der Delta-Variante, die in Indien erstmals feststellt worden ist.

Diese Grafik hat die Stadt Wien vor wenigen Wochen in der Corona Kommission präsentiert. Eine Modellrechnung (keine Prognose) wie Impfbereitschaft und Infektionen zusammenspielen. Unter 80% Durchimpfung gibt es in allen Durchläufen durch Variante Delta eine Welle. pic.twitter.com/gNw3EXnn1q

— Martin Thür (@MartinThuer) June 14, 2021

Großbritannien sah sich bereits gezwungen, aufgrund steigender Zahlen weitere Lockerungen aufzuschieben. In Deutschland ortet das Robert-Koch-Institut (RKI) einen zunehmenden Anteil dieser Variante – und schätzt die Gefährdung für die Gesundheit der Bevölkerung auch daher „weithin als hoch“ ein. In Österreich hat sich die Zahl der Fälle, die in Wien bestätigt worden sind, in wenigen Tagen auf mehr als 30 erhöht. Das klingt nach wenig. Diese Fälle muss man aber erst entdecken.

Die Ampelkommission empfiehlt daher, verstärktes Augenmerk darauf zu richten und vor allem auch mehr PCR-Tests durchzuführen. Zitat: „Die Variantensurveillance (Überwachung; Anm.) soll weiterhin auf mögliche Immune-Escape-Mutationen konzentriert werden. Dies umfasst die Fortführung von Sequenzierungen, um frühzeitig relevante Mutationen zu erkennen. Insbesondere in Hinblick auf die bevorstehende zunehmende Reisetätigkeit wird empfohlen die Surveillance zu intensivieren. Hierfür ist die flächendeckende Ausrollung von PCR-Testungen zu intensivieren.“

Ein Blick auf die offiziellen Daten ist ernüchternd: Zumindest gemeldet werden PCR-Testungen eher nur aus der Bundeshauptstadt. Wie sich aus täglichen Angaben des Gesundheitsministeriums errechnen lässt, wurden von 1. bis 15. Juni in ganz Österreich 985.425 PCR-Tests durchgeführt. 846.074 davon entfielen auf Wien.

Umgelegt auf die Bevölkerung fallen die Verhältnisse kaum besser aus: Pro 100 Menschen, die in Österreich leben, gab es elf Tests. In Wien waren es 44, in allen übrigen Bundesländern handelte es sich um einen bis drei.

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