Amtliche Infektionsschere

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BERICHT. Auf Basis der Daten des Gesundheitsministeriums ergibt sich eine zunehmend höhere Inzidenz als die AGES vermeldet.

Man könnte sagen, das Gesundheitsministerium staple hoch oder die staatliche Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) tief. Fakt ist, dass sie unterschiedliche Zahlen zum Infektionsgeschehen ausweisen – und zwar über ein vertretbares Niveau hinaus.

Mitten in der zweiten Welle hat Österreich ja noch immer keine ordentlichen Daten zur Pandemie. So gestand der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) dieser Tage mit einer bemerkenswerten Erklärung, dass der Anteil der positiven Testergebenisse mit 40 Prozent in seinem Land sehr hoch ist: Die Zahlen seien „verzerrt, weil wir das einzige Bundesland sind, in dem die positiven Antigen-Schnelltests in die Statistik mit einfließen. Die negativen Antigen-Tets werden zur Zeit noch nicht aufgenommen“, so Wallner gegenüber den VN.

Zugegeben: Das sind die Momente, in denen sich eine gewisse Resignation einschleicht. Motto: Auf dieser Basis hat es keinen Sinn, die Pandemie einigermaßen faktenbasiert zu begleiten; es ist fast alles zu bezweifeln.

Nicht gerade vertrauenserweckend ist auch dies: Das Gesundheitsministerium veröffentlich jeden Vormittag auf seiner Website Daten zu bestätigten Neuinfektionen, Hospitalisierungen etc. Dumm nur: Bei den Hospitalisierungen gibt es immer nur einen Gesamtstand, aber nie Angaben über Zu- und Abgänge.

Aus den bestätigten Neuinfektionen lässt sich die Inzidenz, also die Zahl der Fälle pro 100.000 Einwohner und Woche ermitteln. Am 1. November belief sie sich auf 320. Am 11. November handelte es sich nun um 530.

Die AGES veröffentlicht jeweils nach 14 Uhr gleich direkt eine Inzidenz. Ergebnis: Sie ist tendenziell zunehmend niedriger als die, die sich aus den Meldungen des Gesundheitsministeriums ergibt. Am 1. November war sie (bei der AGES) mit 321 etwas höher, schon am 2. November mit 336 jedoch um vier niedriger. Und am 11. November lag sie mit 496 überhaupt um 34 darunter. Was nicht nichts ist – sondern entspricht rund 3000 Fällen.

ORF.AT nennt einen wesentlichen Unterschied zwischen AGES- und Ministeriumsdaten: Bei der Agentur werden laborbestätigte Fälle demnach nicht zum Meldezeitpunkt dargestellt, sondern zum Diagnosedatum. Auf die Inzidenz dürfte das jedoch keine so großen Auswirkungen haben.

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