53 Millionen Euro für den Boulevard

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ZAHLEN ZUM TAG. Öffentliche Inserate für Krone, Heute und Österreich sagen viel aus über die Verhältnisse im Land.

Wenn man eine Ahnung davon bekommen will, wie stark der staatliche Sektor in Österreich noch immer ist, sollte man einen Blick in die Medientransparenzdatenbank werfen. Sie ist zwar so aufgesetzt, dass es mühsam ist, auch nur ein paar Informationen zu bekommen, die aber haben es in sich. Beispiel: Öffentliche Rechtsträger, die der Rechnungshofkontrolle unterliegen, also etwa Bundesministerien, Länder und Gemeinden sowie Töchter und Beteiligungsunternehmen von ihnen, bringen es zusammen allein in Boulevardmedien auf ein Inseratenvolumen von 52,9 Millionen Euro pro Jahr.

Umgekehrt ist das so viel Geld (sofern es auch tatsächlich geflossen ist*), dass diese Medien ohne diese Summe, die sich aus den „Medienkooperationen“ in den vier Quartalen von 1. Oktober 2019 bis 30. September 2020 ergibt, nicht sein könnten, was sie sind. Um dieses Geld lassen sich gut und gerne 400, 500 Journalistinnen und Journalisten beschäftigen.

Allein auf die „Kronen Zeitung“ entfallen 21,2 Millionen Euro, auf „krone.at“ weitere 2,3 Millionen und auf „Kronehit“ (Radio) noch einmal zwei Millionen Euro. Für die Tageszeitung „Österreich“ mit „oe24“ sowie extra ausgewiesener Sonntagsausgabe, die aufgrund ihrer Berichterstattung beim Attentat von Wien Anfang November kurz unter einem Inseratenboykott litt, ergibt sich aufgrund der Veröffentlichungen in der Medientransparenzdatenbank ein Volumen von 13,1 Millionen Euro. Bei der Gratiszeitung „Heute“ mit „heute.at“ handelte es sich um insgesamt 14,1 Millionen Euro.

Genauere Angaben zu den einzelnen Medienkooperationen werden nicht veröffentlicht. Aus einem sehr offenherzigen Gespräch von „Österreich“-Chef Wolfgang Fellner mit Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka geht jedoch hervor, dass mit einem Inserat „natürlich“ ein Gegengeschäft verbunden ist.

Die Medientransparenzdatenbank ist so benutzer-unfreundlich gestaltet, dass eine Aufschlüsselung der Inserentinnen und Inserenten beim Boulevard die Möglichkeiten von dieSubstanz.at sprengen würde. Frühere Auswertungen lassen jedoch den Schluss zu, dass die größten Player Bundesministerien (bzw. vor allem Kanzleramt und Finanzministerium) sowie die Stadt Wien sind.

*) In der Datenbank angegeben ist ausschließlich der Wert der Medienkooperationen pro Quartal.

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