Schulsystem blockiert Integration

-

BERICHT. Kinder zugewanderter Menschen landen in Österreich viel eher in der Mittelschule als im Gymnasium.

Es ist problematisch, Menschen nach nicht-österreichischer Staatsangehörigkeit oder nicht-deutscher (erster) Umgangssprache zusammenzufassen: Sie sind ebenfalls unterschiedlich. Das mit der Sprache kann zum Beispiel selbstverständlich bedeuten, dass Deutsch eine weitere Umgangssprache ist oder die Kenntnisse so oder so hervorragend sind. Ausgewiesen wird das in den Daten der Statistik Austria jedoch nicht.

Warum es trotzdem relevant ist? Weil folgendes bei allem, was man berücksichtigen muss, kein Zufall sein kann: In Österreich besuchen Kinder mit nicht deutscher Umgangssprache nach der Volksschule viel eher die Mittelschule als das Gymnasium. Gerade auch bei ihnen erfolgt die Selektion im Alter von zehn Jahren. Ergebnis: In der Mittelschule (einst Hauptschule) beträgt ihr Anteil 34 Prozent, in der AHS-Unterstufe 21 Prozent.

Extrem sind die Wien-Werte: Hier beträgt der Anteil dieser Kinder in der Mittelschule 78 Prozent und ist damit genau doppelt so hoch wie in der Unterstufe des Gymnasiums. Insofern ist es bemerkenswert, dass aus der Stadt keine wahrnehmbaren Rufe nach einer Gemeinsamen Schule der Zehn- bis 14-Jährigen kommen. Oder könnte eine solche unter diesen Umständen gar nicht mehr funktionieren? Wo bleibt die Debatte?

Der Punkt ist: Integration wird durch dieses Schulsystem blockiert. Kinder von Migrant:innen, für die Bildung aus unterschiedlichen Gründen keinen besonderen Wert hat, bleiben eher mit Kindern von Migrant:innen zusammen, bei denen dies ebenfalls so ist. Ihnen bleibt ein Aufstieg mit größerer Wahrscheinlichkeit verwehrt.

Das ist aus vielen Grünen problematisch. Aus humanistischen ebenso wie aus sozialen oder aus wirtschaftlichen. Zumal es hier um sehr viele Menschen geht. Wobei es politisch so wirkt, als würde man das seit geraumer Zeit einfach so hinnehmen. Wie hier ausgeführt, gibt es keine Ambitionen mehr, eine Gemeinsame Schule einzuführen.

dieSubstanz.at ist ausschließlich mit Ihrer Unterstützung möglich. Unterstützen Sie dieSubstanz.at gerade jetzt >

dieSubstanz.at – als Newsletter, regelmäßig, gratis

* erforderliche Angabe


Könnte Sie auch interessieren

GDPR Cookie Consent mit Real Cookie Banner