Studie: Integrierte Flüchtlinge bringen Wachstum

BERICHT. Nach fünf bis zehn Jahren werden die Einkommen aller zusätzlich steigen, so das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW).

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BERICHT. Nach fünf bis zehn Jahren werden die Einkommen aller zusätzlich steigen, so das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW).

Deutschland hat ein ähnliches Problem wie Österreich: „Die gegenwärtige Diskussion um Flüchtlinge fokussiert sich meist viel zu sehr auf die Kosten, die der Staat aufwenden muss, um die Menschen die hier ankommen, zu unterstützen“, so DIW-Präsident Marcel Fratzscher in Berlin. Nachsatz: Das sei zu kurz gedacht. „Selbst wenn viele Flüchtlinge aufgrund fehlender Qualifikationen kurzfristig vergleichsweise schlechte Aussichten am Arbeitsmarkt haben und diejenigen, die den Weg in eine Beschäftigung finden, oftmals unterdurchschnittlich produktiv sind, werden langfristig die positiven wirtschaftlichen Impulse für Deutschland die Kosten übertreffen.“

„Selbst im von uns angenommenen pessimistischen Szenario erhöht sich das Pro-Kopf-Einkommen.“ Simon Junker (DIW)

DIW-Mitarbeiter haben verschiedene Szenarien durchgerechnet. Sie unterscheiden sich etwa in der Zahl der Flüchtlinge, die ins Land kommen und beim Alter und den Qualifikationen, die ihnen unterstellt werden. Je nach dem sind schließlich auch Kosten anzusetzen; unter der Annahme, dass die Menschen nicht nur die Zeit totschlagen müssen, sondern Aus- und Weiterbildungen absolvieren und so möglichst bald arbeiten können, werden diese Kosten aber bald kleiner sein als der Nutzen: „Selbst im von uns angenommenen pessimistischen Szenario erhöht sich das Pro-Kopf-Einkommen der bereits in Deutschland lebenden Menschen nach gut zehn Jahren. Im günstigeren Fall kann sich der positive Effekt sogar rascher einstellen, möglicherweise bereits nach vier bis fünf Jahren“, sagt Simon Junker vom DIW: „Gelingt es, auch nur einen Teil der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt zu integrieren, zahlt sich die Investition aus.“

Das DIW rechnet längerfristig mit einem zusätzlichen BIP-Wachstum von knapp 0,5 Prozent im schlechtesten und knapp eineinhalb Prozent im besten Fall (siehe Grafik).

Flüchtlinge, die arbeiten, stärken Unternehmen, werden selbst zu Konsumenten und finanzieren so wiederum die Jobs anderer mit. Wenn alles gut läuft. Selbstverständlich ist das nicht. Notwendig sind zunächst entsprechend ordentliche Maßnahmen zur Integration, als auch Investitionen.

Für Österreich liegen noch keine vergleichbaren Studien vor. Einzig ein „Kostenpapier“, das dem Radiosender Ö1 aus einem Ministerium zugespielt worden ist, hat bisher die Runde gemacht. Flüchtlinge werden darin ausschließlich als Budgetbelastung gesehen – bis 2019 seien bis zu 12,3 Milliarden Euro anzusetzen.

> Zum Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung

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