Wachsendes Standortproblem

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BERICHT. Wirtschaft und Arbeitslosigkeit: Österreich macht nicht nur die Entwicklung in Deutschland zu schaffen, sondern auch die überdurchschnittliche Teuerung.

Österreich hat die Teuerung vermeintlich in den Griff bekommen. Das Anteil der Menschen, die das Gefühl haben, über weniger Einkommen zu verfügen, ist im Jahresvergleich deutlich zurückgegangen, wie Statistik Austria bei einer Befragung festgestellt hat. Lohnrunden, Pensionsanpassungen, staatliche Ausgleichsmaßnahmen etc. haben dazu beigetragen. In Wirklichkeit ist das alles jedoch trügerisch. Unterm Strich bleibt nämlich ein wachsendes Standortproblem, das nicht nur Unternehmen, sondern auch vielen Leuten erst recht wieder spürbar zu schaffen macht – weil sie arbeitslos werden oder bleiben.

AMS-Vorstand Johannes Kopf hat das in seinem Kommentar zur aktuellen Entwicklung der Arbeitslosigkeit deutlich gemacht. Österreich befinde sich noch immer in einer Rezession, schreibt er. Kopf glaubt auch nicht mehr an eine „rasche Erholung im Sinne eines baldigen Sinkens der Arbeitslosigkeit“.

Das ist mittlerweile gut begründet: Nachdem die Wirtschaftsleistung im vergangenen Jahr zurückgegangen ist, dürfte sie sich heuer kaum verändern. Wie in Deutschland ist von lediglich 0,2 Prozent plus auszugehen. Kein Wunder. Vereinfacht ausgedrückt ist es so: Geht’s den Nachbarn schlecht, kann es hierzulande nicht gut gehen. Zu groß ist die Vernetzung.

Doch das ist nicht alles. Österreichs Unternehmen haben aufgrund der hohen Inflation ein größeres Problem: Sie würden Wettbewerbsfähigkeit einbüßen, warnt Kopf. Und das wird sich so schnell kaum bessern. Bei generell rückläufiger Tendenz bleibt die Inflation hierzulande weit überdurchschnittlich: Mit 4,2 Prozent war sie im Februar laut Euroastat um über ein Drittel höher als im Euroraum (2,6 Prozent) und in Deutschland (2,7 Prozent).

Für das Gesamtjahr 2024 erwartet die EU-Kommission für Österreich eine Teuerungsrate von vier und für Deutschland sowie den Euroraum eine solche von 2,8 bzw. 2,7 Prozent. Im kommenden Jahr dürfte sie hierzulande drei Prozent und in Deutschland und im Euroraum 2,4 bzw. 2,2 Prozent betragen.

Im laufenden Superwahljahr ist das zumindest für Regierende, auf Bundesebene also ÖVP und Grüne, eine Katastrophe: So lange sich die Verhältnisse auch im europäischen Vergleich nicht umfassend verbessern, sind sie mit besonderem Gegenwind konfrontiert. Was vielleicht auch Versuche erklärt, zum Beispiel durch eine Leitkulturdebatte ein ganz anderes Thema ins Zentrum zu rücken.

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