ANALYSE. Bezirke wie die Donaustadt sind nicht nur bevölkerungsreich. Dort sind auch besonders viele (frustrierte) FPÖ-Anhänger zu Hause.
Wien wächst schon lange nicht mehr im Zentrum, sondern in der Peripherie. Wahlen werden daher grundsätzlich mehr und mehr dort „entschieden“. Diesmal ist das jedoch ganz besonders der Fall: 2015 haben hier überdurchschnittlich viele Menschen die FPÖ gewählt. Um das Potenzial heben zu können, hat sich die ÖVP quasi selbst neu erfunden.
Bei der Gemeinderatswahl vor fünf Jahren ist die FPÖ in Wien auf 256.000 Stimmen gekommen. Viele wird sie nun verlieren, wie sie selbst weiß. Die meisten dieser Stimmen entfielen auf die „Vorstadt“. Beziehungsweise mehr als die Hälfte allein auf die fünf großen Bezirke Donaustadt, Floridsdorf, Favoriten, Liesing und Simmering (siehe Grafik).
Traditionell sind das eher „rote“ Bezirke. Über die Jahre hat sich das jedoch zugunsten der FPÖ und damit eben auch zum Leidwesen der SPÖ verschoben. Immerhin aber erhielt die SPÖ vor fünf Jahren noch etwas mehr als 40 Prozent ihrer Stimmen in diesen fünf Bezirken.
Anders schaut dies bei der ÖVP aus – und das unterstreicht auch, wie groß die Kursänderung ist, die sie von Schwarz auf Türkis vollzogen hat: In der Vergangenheit war die Partei eher in bürgerlichen Bezirken wie Döbling zu Hause; bevölkerungsreich sind sie jedoch nicht. Ganz schlicht formuliert bedeutet das, dass der Wählermarkt begrenzt ist.
Bei den Nationalratswahlen 2017 und mehr noch 2019 hat die Volkspartei unter Sebastian Kurz die Konsequenz gezogen und angefangen, sich auf FPÖ-Wähler-„Märkte“ zu konzentrieren: Inhaltlich heißt das u.a. Integrationskonflikte thematisieren, die Aufnahme weiterer Flüchtlinge unter allen Umständen verweigern und die Konfrontation mit der EU suchen.
Für die ÖVP ist damit gerade auch in der Wiener Vorstadt viel zu holen bei der Gemeinderatswahl am 11. Oktober. Zumal sie hier vor fünf Jahren kaum Stimmen erreichte und nun eben so viele „blaue“ zu gewinnen sind. Konkret: In Simmering ist die Volkspartei 2015 auf gerade einmal fünf Prozent gekommen und in der Donaustadt auf keine sieben. In Summe kam von den Stimmen, die sie stadtweit erreicht, nicht einmal ein Drittel aus den fünf großen Bezirken.
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