ZAHLEN ZUM TAG. Wenn die ÖVP bei der Landtagswahl stark verliert, könnten der Landeshauptfrau schwache Persönlichkeitswerte zum Verhängnis werden.
Da versucht sich die niederösterreichische ÖVP im Landtagswahlkampf unsichtbar zu machen und allein auf die Persönlichkeit von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner zu setzen – und dann das: Laut einer OGM-Umfrage für den Kurier kommt die Partei zwar nur auf 37 Prozent (nach fast 50 Prozent vor fünf Jahren), Mikl-Leitner liegt aber noch schlechter. Wie das Market-Institut für den Standard erhoben hat, würde sie bei einer Direktwahl auf gerade einmal 27 Prozent kommen.
Natürlich: Man muss immer die Möglichkeit sehen, dass alles anders kommen könnte. Sehr viel spricht jedoch dafür, dass Mikl-Leitner überschätzt wird – weil sie in ihrem Bundesland und in der gesamten Volkspartei darüber hinaus das Sagen hat. Und weil sie (im vergangenen Sommer) Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) schon einmal wissen ließ, dass er Führungsstärke zeigen müsse. Was umgekehrt bedeutet, dass sie glaubt, darüber zu verfügen.
In Wirklichkeit hat Johanna Mikl-Leitner persönlich nie groß und vor allem nachweisbar punkten können: Zu ihrem Abschied als Innenministerin erinnerte die Kleine Zeitung 2016 daran, dass sie im APA/OGM-Vertrauensindex immer im negativen Bereich geblieben sei; dass ihr gegenüber in der Bevölkerung also stets das Misstrauen überwog. Begründet wurde das allerdings damit, dass sie den schwierigsten Job der Republik gehabt habe.
Bei ihrer ersten Landtagswahl (2018), die durch einen Sebastian-Kurz-Hype geprägt war, schaffte Mikl-Leitner 186.133 Vorzugsstimmen. Vorgänger Erwin Pröll hatte, soweit auf der Website des Landes Angaben verfügbar sind, zu seinen Zeiten deutlich mehr erreicht. 2008 etwa 303.022. These: In Verbindung mit einem Parteiergebnis von 54 Prozent machte ihn das schier unantastbar.
Andererseits mag Pröll einst mit bescheidenen Wahlergebnissen angefangen haben (1993 beispielsweise mit 44 Prozent für die ÖVP) und auch seine Zeit nötig gehabt haben. Nur: Für Mikl-Leitner und ihre Zukunft in der Politik gibt es nun zwei kritischer Werte: Den Erhalt der absoluten Mehrheit in der Landesregierung, der mit den eingangs erwähnten 37 Prozent nicht mehr gegeben wäre. Sowie die Anzahl der Vorzugsstimmen, die eher höher als beim letzten Mal (186.133) sein sollte – sonst könnte sich parteiintern naturgemäß die brutale Frage stellen, was sie der ÖVP bringt.