BP-Wahl: Türkises Dilemma

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ZAHLEN ZUM TAG. Aus nachvollziehbaren Gründen hält sich ÖVP-Chef Nehammer mit einer Wahlempfehlung für Van der Bellen zurück.

Als der damalige ÖVP-Obmann Reinhold Mitterlehner vor der Bundespräsidenten-Stichwahl im Herbst 2016 erklärte, Alexander Van der Bellen – und damit nicht den freiheitlichen Kandidaten Norbert Hofer – zu unterstützen, soll der Aufstrebende Sebastian Kurz nicht besonders erfreut gewesen sein. Naheliegender Grund: Zur Klientel von Kurz gehörten FPÖ-Anhänger; sie wurden dadurch möglicherweise abgestoßen von der Volkspartei, die er wollte.

ÖVP-Mann Andreas Khol ging vor sechs Jahren schon in der ersten Runde unter, er musste sich mit rund elf Prozent der Stimmen begnügen. Bemerkenswert ist, dass er laut SORA-Analyse nur von etwa einem Drittel der ÖVP-Wähler der vorhergehenden Nationalratswahl gewählt wurde. Ein Viertel ging zu Hofer, knapp ein Fünftel zu Irmgard Griss. Erst auf Platz vier folgte bei dieser Gruppe mit einem Anteil von gerade einmal sieben Prozent (74.000 Stimmen) Ex-Grünen-Chef Alexander Van der Bellen. In der Stichwahl gaben dann immerhin fast zwei Drittel der Khol-Wähler ihre Stimme dem späteren bzw. nunmehrigen Bundespräsidenten. So oder so bleibt die Erkenntnis, dass ÖVP-Anhänger alles andere als eindeutig Van der Bellen zugetan waren.

Das könnte sich mittlerweile geändert haben. Für Nehammer bleibt jedoch das Problem, dass er mit Blick auf die nächste Nationalratswahl ebenfalls FPÖ-Wähler umwerben muss, sofern er die ÖVP-Verluste begrenzen möchte. Kurz hatte schließlich vor allem auch mit ihnen die größten Erfolge erzielt.

Nehammer spricht für die Partei nun keine Wahlempfehlung für Van der Bellen aus – wünscht diesem aber immerhin „alles Gute“ für eine Kandidatur.

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