BERICHT. Oder: Alles ist eine Frage von Wahrscheinlichkeiten. Das verdeutlicht eine Erhebung, die ein Positivbeispiel für eine Umfrage darstellt.
Eine Überraschung gibt es dann, wenn es anders kommt als erwartet. Erwartungen werden bei Wahlen wiederum durch Umfragen geprägt. In Tirol hat man gesehen, mit welcher Vorsicht sie zu genießen sind bzw. wie wichtig es ist, sie interpretieren zu können. Was wiederum Transparenz voraussetzt, die hier in keinem Fall gegeben war (im Sinne von Richtlinien des Verbandes der Markt- und Meinungsforschungsinstitute).
Mit der Bundespräsidenten-Wahl am 9. Oktober steht bereits der nächste Urnengang unmittelbar bevor. Auch dazu werden Umfrageergebnisse veröffentlicht. Am 17. September zum Beispiel vom Nachrichtenmagazin „profil“ und der Gratiszeitung „Heute“ jene, die das Meinungsforschungsinstitut „Unique Reserach“ zuvor ermittelt hatte.
Das Institut weist auf seiner Website nicht nur die Hochschätzungen aus (für Amtsinhaber Alexander Van der Bellen beispielsweise 59 Prozent), sondern ergänzende Daten – die erstens relevant sind und zweitens den Schluss zulassen, dass einmal mehr mit der einen oder anderen Überraschung zu rechnen ist.
„Unique Research“ hat von 7. bis 15. September 1000 ab 16-Jährige online und weitere 600 telefonisch befragt. 62 Prozent gaben an, sehr sicher wählen zu gehen. Was dazu überleitet, dass alles eine Frage von Wahrscheinlichkeiten ist – fix ist gar nichts.
Von den Befragten, die erklärten, Van der Bellen ihre Stimme zu geben, gaben 79 Prozent an, dass sie dies „sehr sicher“ tun werden. Weitere 18 Prozent werden es „ziemlich sicher“ tun, die verbleibenden 3 Prozent entfielen auf „wenig sicher“, „gar nicht sicher“ und „weiß nicht/k.A.“.
Blieben wir jedoch bei den „sehr sicheren“ Wählern einzelner Kandidaten. Van der Bellen erreicht hier die meisten, gefolgt von Gerald Grosz mit 75 Prozent. These: Er polarisiert (gezielt) mehr als seine Mitbewerber und macht sich damit nicht nur viele Kritiker und Gegner, sondern offenbar auch überzeugte Anhänger, ja Fans. Das entspricht der Schule seines Vorbildes Jörg Haider.
Walter Rosenkranz muss sich mit 68 Prozent „sehr sicher“-Angaben begnügen, Tassilo Wallentin mit 56, Dominik Wlazny mit 55, Michael Brunner mit 49 und Heinrich Staudinger mit 37 Prozent. Auf 100 Prozent verbleibende Angaben entfallen bei den meisten Kandidaten überwiegend auf „ziemlich sicher“. Schon damit geht jedoch eine leichte Unsicherheit einher. Überdurchschnittlich ist der Anteil „Wenig Sicherer“ bei Staudinger (17 Prozent) sowie bei Wlazny und Wallentin (jeweils fünf Prozent), bei dem als einzigem auch der Anteil „Gar nicht Sicherer“ mit acht Prozent größer als eins ist und daher auffällt.