ANALYSE. Bereits jeder dritte Unselbstständige ist in Österreich „atypisch“ beschäftigt. Vor zehn Jahren war es noch jeder vierte. Folgen für Betroffene, Arbeitnehmervertreter, Staat und Sozialversicherungen.
Während sich die politische Debatte auf eine sechste Urlaubswoche oder eine Arbeitszeitflexibilisierung konzentriert, können immer mehr Österreicher von dem einen nur träumen, während das andere für sie längst Realität ist: War 2005 jeder vierte Unselbstständig atypisch beschäftigt, so ist es im vergangenen Jahr bereits jeder dritte gewesen. Und das hat vielfältige Folgen – nicht nur für Arbeitnehmervertreter, Staat und Sozialversicherungen, sondern vor allem auch die Betroffenen selbst.
Die Zahl der Unselbstständigen ist von 2005 bis 2015 von 3,26 auf 3,61 Millionen gestiegen. Dieser Zuwachs ist jedoch fast ausschließlich auf die atypisch Beschäftigten zurückzuführen: Waren es zunächst noch 885.800, so sind es zuletzt immerhin 1,21 Millionen gewesen; der Anteil hat sich damit von einem Viertel zu einem Drittel ausgeweitet.
Unter einer „atypischen Beschäftigung“ versteht man Teilzeitarbeit, befristete Arbeitsverhältnisse und freie Dienstverträge. Mehr als Teilzeit ist laut einer Analyse von Statistik Austria, das die Daten erhoben hat, besonders für Frauen oft nicht drinnen. Grund: fehlende Kinderbetreuungseinrichtungen. Befristungen sind dagegen auch bei Männern im Kommen – und zwar besonders bei Hochschulabsolventen.
Atypische Beschäftigungsformen sind nicht nur für Arbeitnehmervertreter, wie Gewerkschafter ein Problem; kann es für sie doch schwer bis unmöglich sein, Betroffene anzusprechen oder zu schützen. Sie sind darüber hinaus in der Regel auch mit einer schlechteren Bezahlung verbunden: Auf der einen Seite müssen die Männer und Frauen also mit weniger Geld über die Runden kommen; auf der anderen Seite nehmen der Staat weniger Steuern und die Sozialversicherungen weniger Beiträge ein – was letzten Endes auch zu niedrigeren Pensionsleistungen führt.