„Frauen zurück an den Herd“-Programm

ANALYSE. Zusätzlich zur Kinderbetreuung droht im Zuge der „Förderung“ der häuslichen Pflege eine noch größere Karrierebremse.

-

ANALYSE. Zusätzlich zur Kinderbetreuung droht im Zuge der „Förderung“ der häuslichen Pflege eine noch größere Karrierebremse.

Das Problem ist, dass Frauen oft nicht einmal die vielbeschworene Wahlfreiheit haben: Sie können nur zu Hause bleiben und sich um die Familie kümmern. Da kann es noch so große Förderungen finanzieller Natur geben, wie den neuen Familienbonus: Wenn für die Kinder kein ausreichender Betreuungsplatz zur Verfügung steht, bleibt nur Teilzeit oder gar nicht arbeiten. Und das hat dann auch beim besten Willen zur Folge, dass berufliche Entwicklungsmöglichkeiten wegfallen und sich die Einkommensschere verschärft.

Klar: Zu Hause bleibt, wer weniger verdient; voll arbeitet, wer mehr bekommt.

Ist Besserung in Sicht? Nein, ganz im Gegenteil. Frauen arbeiten viel eher als Männer teilzeit. Und sie tun dies häufig nur, weil ihnen nichts anderes übrigbleibt. Betreuungspflichten ist der Hauptgrund. Das wird auch durch zahlreiche Statistiken gestützt: Bei Singles arbeitet z.B. ein Viertel der Frauen und ein Achtel der Männer teilzeit. Sind zwei und mehr Kinder vorhanden, sind es über 80 Prozent der Frauen. Bei Männern handelt es sich in diesem Fall gerade einmal um sechs Prozent, also einen Bruchteil davon. Klar: Zu Hause bleibt, wer weniger verdient; voll arbeitet, wer mehr bekommt, das liegt gewissermaßen in der Natur der Sache.

… als Mutter Kinder und als Tochter zugleich Eltern pflegen. 

Das Problem für die Frauen wird sich eher verschärfen: Bund und Länder wollen aus budgetären Gründen dafür sorgen, dass es wieder zu einer Verlagerung von der teuren Heim- zur häuslichen Pflege kommt. Zumal zugleich bei ausländischen Pflegekräften gespart wird, die in diesem Bereich dominierend sind, wächst die Herausforderung, die auf diesen Sektor zukommt: Findet sich kein „inländischer“ Ersatz für diese Pflegekräfte, die aufgrund der geplanten Kürzung der Familienbeihilfe, aber vielleicht auch der Entwicklungen in ihrer Heimat zunehmend ausbleiben, bleibt diese Aufgabe wohl eher an Frauen hängen; sie haben sich dann um Kinder und (meist) ältere Angehörige zu kümmern.

Dieses Problem kann man aufgrund der demographischen Entwicklung vor allem in den kommenden 20 Jahren kaum überschätzen: Die ohnehin schon kleinen Familien altern, was unter den gegebenen Umstnden den weiblichen Nachwuchs zusätzlich unter Druck setzt.

>> dieSubstanz.at zur Politik bekommen Sie auch per Mail. Regelmäßig. Gratis >> Zum Newsletter

Könnte Sie auch interessieren

GDPR Cookie Consent mit Real Cookie Banner