BERICHT. Im Stillen wird in Österreich eine Reform vorbereitet. Vor allem in Skandinavien würde es einen spannenden Ansatz geben.
Unter dem Vorsitz des Milizbeauftragten Erwin Hameseder entwickelt eine Expertenkommission Vorschläge für eine Reform des Wehr- und Zivildienstes. Als wahrscheinlich gilt eine Verlängerung der Wehrdienstzeit von derzeit sechs Monaten sowie die Wiedereinführung verpflichtender Milizübungen. Die Pflicht dazu ist vor gut 20 Jahren unter dem damaligen Verteidigungsminister Günther Platter (ÖVP) abgeschafft worden. Bis Jahresende soll die Kommission Vorschläge präsentieren, dann will die Regierung entscheiden.
Interessant ist, dass es noch keine breite Auseinandersetzung mit dem Thema gibt. Es passt zur Verdrängung sicherheits- und verteidigungspolitischer Fragen hierzulande.
Laut einer Zusammenstellung des deutschen Bundestags besteht zwar in vielen Ländern ebenfalls eine (grundsätzliche) Wehrpflicht. In Skandinavien dient sie Armeen aber eher nur dazu, sich unter vielen Personen die bestgeeigneten auszuwählen. Nur wenige müssen daher einen Dienst absolvieren.
Beispiel Dänemark: Seit heute (1. Juli 2025) sind Frauen und Männer bei der Wehrpflicht geleichgestellt. Noch dauert die Dienstzeit vier Monate, ab August des kommenden Jahres wird es sich um elf Monate handeln.
Zunächst werden alle 18-Jährigen zu einer Musterung zitiert. Taugliche können sich im Anschluss daran freiwillig für einen Dienst an der Waffe melden. In der Vergangenheit sind so genügend Leute zusammengekommen. Viele sind nicht nötig: Heuer sollen nur sieben Prozent eines Jahrgangs erreicht werden. Für den Fall, dass sich nicht genügend Freiwillige melden, haben die dänischen Streitkräfte ein Lossystem entwickelt, das darüber entscheidet, wer darüber hinaus eingezogen wird.
In Norwegen erhalten alle 17-jährigen Staatsangehörigen einen Fragebogen. Anhand der Antworten entscheiden die Streitkräfte dann, wer für einen Wehrdienst in Betracht kommt. Zum Grundwehrdienst einberufen werden letzten Endes – nach einer Musterung – nur etwa 15 Prozent aller Männer und Frauen einer Alterskohorte. Wobei: In den kommenden Jahren soll der Anteil auf rund 25 Prozent erhöht werden.
Ähnlich ist es in Schweden: Dort müssen alle 18-Jährigen einen Fragebogen ausfüllen. 2024 waren das insgesamt 110.300 Personen. Zur Musterung einbestellt wurde nur gut ein Viertel davon – und der Anteil derer, die letztlich einen Grundwehrdienst absolvieren mussten, war mit sieben Prozent überhaupt noch viel niedriger.