TEXT. Bundeskanzler Kurz rechnet mit bald über 10.000 Infizierten. Dem Land steht damit Schlimmeres bevor als China. Jetzt kommt es auf neue Qualitäten an.
Ein Mitarbeiter eines italienischen Krankenhauses hat die Ausbreitung des Coronavirus laut einem Bericht des deutschen „Tagesspiegel“ mit einem Tsunami verglichen. Erst hat man sich nur auf etwas Schlimmes vorbereitet, dann war es mit einer unfassbaren Wucht plötzlich da; und zwar in Gestalt furchtbar vieler Patienten, denen kaum noch geholfen werden kann. So etwas steht nun auch uns bevor. Die drastischen Maßnahmen, die die Bundesregierung ohnehin schon gesetzt hat, brauchen Zeit, um zu wirken, hat Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) gerade erklärt. Und Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat im Bundesrat berichtet, dass davon auszugehen sei, dass es in wenigen Tagen mehr als tausend und eine Woche drauf mehr als zehntausend Infizierte geben werde. In Österreich.
Das bedeutet, dass sich Österreich auf Schlimmeres gefasst machen muss als China zumindest den offiziellen Zahlen zufolge bereits hinter sich gebracht hat. Nur so viel: Im Riesenreich mit 1,4 Milliarden Einwohnern gab es etwas mehr als 80.000 Infizierte. Und wenn die Dunkelziffer weit höher ist, dann sind die Verhältnisse noch immer relativ.
Doch versuchen wir, gefasst zu bleiben: Was das für Österreich bedeutet, ist nicht absehbar. Wie tasten uns „auf Sicht“ weiter, wie es dieser Tage immer wieder heißt. Klar ist: Jetzt kommt es auf ganz neue Qualitäten an. Es geht nicht mehr um Österreicher und Nicht-Österreicher, Fleißige und weniger Fleißige, Türkise, Rote, Blaue, Grüne oder Pinke – es geht um 8.902.600 Menschen, die laut Statistik Austria innerhalb unserer Grenzen leben.
Und natürlich müsste man erwähnen, dass das Virus keine Grenzen kennt und es daher um noch mehr Frauen, Männer und Kinder geht. Aber das ist hier nicht der Punkt: Politik des Auseinanderdividierens muss gestern gewesen sein. Nein, das ist keine Kritik (insbesondere) an Bundeskanzler und ÖVP-Chef Kurz, wie sie an dieser Stelle schon so oft zu lesen war. Es handelt sich vielmehr um einen Auftrag und eine Verpflichtung auch für ihn – der er absolut gerecht werden kann.
Der Regierungschef, der an der Spitze des Krisenmanagements steht, verfügt über herausragende Qualitäten. Er versteht es, ungewöhnlich viele Menschen überzeugend anzusprechen. Er ist diszipliniert und strukturiert. Er scheut sich wirklich nicht, unpopuläre Dinge auszusprechen, wie er gerade beweist. Möge er diese Qualitäten in den nächsten Tagen und Wochen bestmöglich entfalten.
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