ZAHLEN ZUM TAG. Die Alpenrepublik befindet sich in allen wesentlichen Bereichen in einem Sinkflug. Darunter leidet auch die Bevölkerung.
Glück im Unglück für die österreichische Bundesregierung, dass derzeit alle Aufmerksamkeit auf die Flüchtlingskrise gerichtet ist. Andernfalls würde wohl über ein anderes Thema diskutiert werden, das Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und seinem Stellvertreter, Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP), ebenfalls äußerst unangenehm wäre: der Sinkflug der Alpenrepublik in allen wesentlichen Bereichen.
Während sich Deutschland da und dort blendend, insgesamt aber zumindest solide entwickelt, fällt Österreich zurück. Während der Nachbar Rekordüberschüsse verbucht, gibt es hierzulande allenfalls eine Rekordarbeitslosigkeit. Doch dem nicht genug, hinkt Österreich auch in vier anderen Bereichen hinterher.
1. Stichwort Defizit. Von einem Nulldefizit redet in Wien schon lange niemand mehr. In Berlin hat man sich im Unterschied dazu nicht nur daran gewöhnt, ausgeglichen zu budgetieren, sondern sogar daran, Überschüsse zu schreiben. 1,4 Prozent gemessen an der Wirtschaftsleistung waren es im vergangenen Jahr. In Österreich gibt’s dagegen ein Defizit von (voraussichtlich) knapp zwei Prozent.
2. Stichwort Wirtschaftswachstum. Würde das Defizit irgendwann einmal zu einem nennenswerten Aufschwung führen, wäre das wenigstens etwas. Doch ein solcher ist nicht in Sicht. Die Wachstumsraten lassen zu wünschen übrig und lagen zuletzt jeweils deutlich unter einem Prozent. In Deutschland betrugen sie 2015 gar schon 1,7 Prozent.
3. Stichwort Produktivität. In puncto Arbeitsproduktivität nach Kaufkraftstandards schmilzt Österreichs Vorsprung gegenüber Deutschland dahin, wie eine WKO-Auflistung zeigt: Setzt man für die EU28 einen Index von 100 an, so lag die Alpenrepublik 2009 noch um 12,4 Punkte vorne (116,1 zu 103,7 Punkte). Aktuell sind es nur noch fünfeinhalb Punkte (112,2 zu 106,7 Punkte).
4. Stichwort Arbeitslosigkeit. Die Entwicklung bekommen auch Herr und Frau Österreicher unmittelbar zu spüren. War vor sechs Jahren die Arbeitslosenquote noch niedriger als in Deutschland, so ist sie mit 6,1 Prozent längst höher (Deutschland hält 4,7 Prozent).
5. Stichwort Reallohnentwicklung. Nicht mehr spürbar steigen auch die Reallöhne in Österreich. 2015 gab’s wieder einmal ein Plus, mit 0,7 Prozent aber ein bescheidenes. In Deutschland war es mit 2,7 Prozent viermal so hoch, wie dem „Europäischen Tarifbericht“ zu entnehmen ist.