BERICHT. Seit acht Jahren wird an einem Republiksmuseum gearbeitet. Und noch immer ist nicht klar, was daraus werden soll.
Österreich hat auch 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs ein Identitätsproblem. An der Beseitigung wird gearbeitet. Ein „Haus der Geschichte“ soll entstehen. Doch das Unterfangen gestaltet sich so mühselig wie die Identitätsbildung selbst.
Kanzleramtsminister Josef Ostermayer (SPÖ) ist zuversichtlich, dass endlich etwas weitergeht. Seit Jänner ist immerhin klar, dass das „Haus der Geschichte“ in der Hofburg untergebracht werden soll. Im Herbst soll ein wissenschaftlicher Beirat ein inhaltliches Konzept vorlegen. Und bis 2018 soll es schließlich zur Eröffnung kommen.
Vorsicht ist jedoch angebracht. Noch immer gibt es Zweifel an dem Projekt. Für 12. Oktober lädt das Institut für Österreichische Geschichtsforschung beispielsweise zur Enquete mit dem vielsagenden Titel: „Braucht Österreich ein neues historisches Museum (‚Haus der Geschichte‘) und, wenn ja, was für eines?“ Schon allein das Fragezeichen ist im Grunde genommen eine Ansage (auch wenn das von den Veranstaltern nicht so geplant sein mag).
Wie auch immer: Seit 1997 wird an dem „Haus der Geschichte“ gearbeitet. Wie Ostermayer in einer parlamentarischen Anfragebeantwortung berichtet, wurden bereits 122.000 Euro in das Projekt investiert. Ein Teil ganz offensichtlich vergeblich. Zu Beginn des Jahres ist es jedenfalls zu einem Neustart gekommen.
Und auch dieser ist ein Stück weit bezeichnend für die Maßverhältnisse in dieser Republik: 40 Experten bilden zwei Arbeitsgruppen. 26 Wissenschaftler kümmern sich unter der Leitung des Historikers Oliver Rathkolb um die Inhalte. Und 14 Vertreter von mehreren Ministerien, aber auch Einrichtungen wie den Bundesgärten oder der Landeshauptleutekonferenz um Organisatorisches. Sodass Ostermayer letzten Endes nur noch zur Umsetzung schreiben muss. Wenn’s diesmal wirklich gut läuft.
Nachfolgend die Arbeitsgruppen und ihre Mitglieder:
Wissenschaftlicher Beirat. Leitung: Univ.-Prof. DDr. Oliver Rathkolb (Universität Wien), Prof. Dr. Aleida Assmann (Universität Konstanz), Mag. Dr. Gerhard Baumgartner (Dokumentationsarchiv des Öst. Widerstandes), Prof. Dr. Wlodzimierz Borodziej (Universität Warschau), Dean Prof. Dr. John Boyer (University of Chicago), Dir. Dr. Matti Bunzl (Wien-Museum), Dr. Gabriele Fröschl (Mediathek), Prof. Dr. Malachi Hacohen (Duke University), Dr. Werner Hanak-Lettner (Jüdisches Museum Wien), Univ.-Prof.in Gabriella Hauch (Universität Wien), Mag. Herbert Hayduck (ORF-Archiv), Prof. Dr. Hans Walter Hütter (Präsident der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland), Univ.-Prof. Dr. Helmut Konrad (ordentlicher Professor für Allgemeine Zeitgeschichte an der Universität Graz), Generaldirektor Dr. Wolfgang Maderthaner (Österreichisches Staatsarchiv), Prof. Dr. Charles Maier (Harvard University), Em.Univ.-Prof. Herbert Matis (Wirtschaftsuniversität Wien u. ÖAW), Prof. Dr. Hélène Miard-Delacroix (Université Université Paris IV Sorbonne), Prof. Dr. Jiří Pešek (Karls Universität, Prag), Dr. Hans Petschar (Österreichische Nationalbibliothek), Prof. Dr. Dirk Rupnow (Institut für Zeitgeschichte, Universität Innsbruck), Prof: Dr. Shalini Randeria (Rector, Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM), Wien/Genf), Prof. Dr. Maria Stassinopoulou (Universität Wien), Univ.-Doz. Dr. Heidemarie Uhl (Österreichische Akademie der Wissenschaften und Universität Graz), Prof. Dr. Marcel van der Linden (International Institute of Social History, research director).
Interministerielle Arbeitsgruppe für organisatorische Fragen. Leitung: SC Mag. Andrea Ecker (Bundeskanzleramt), SC Mag. Elisabeth Udolf-Strobl (Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft), AL Mag. Ilse Hohenegger (Bundesministerium für Finanzen), SC Hermann Feiner (Bundesministerium für Inneres), MR Mag. Wolfgang Kment (Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport), Parlamentsdirektor Dr. Harald Dossi, Burghauptmann HR Mag. Reinhold Sahl, DI Hans Peter Weiss (BIG-Geschäftsführer), Präsidentin HR Dr. Barbara Neubauer (Bundesdenkmalamt), Generaldirektorin Dr. Johanna Rachinger (Österreichische Nationalbibliothek), Generaldirektorin Dr. Sabine Haag (Kunsthistorisches Museum), Vizerektor Mag. Dr. Karl Schwaha (Universität Wien), Rektorin OR Eva Blimlinger (Akademie der Bildenden Künste), LH a.D. Univ.Prof. Dr. Franz Schausberger (Landeshauptleutekonferenz), Mag. Dr. Sibylle Wentker (Akademie der Wissenschaften), Direktorin DI Brigitte Mang (Bundesgärten).