Warum Kern und Häupl ein Problem miteinander haben

ANALYSE. Die beiden SPÖ-Politiker entwickeln sich aus nachvollziehbaren Gründen zu ernsthaften Kontrahenten: Der eine sieht seine Chanen eher mitte-rechts, der anderen muss nach links ziehen.

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ANALYSE. Die beiden SPÖ-Politiker entwickeln sich aus nachvollziehbaren Gründen zu ernsthaften Kontrahenten: Der eine sieht seine Chanen eher mitte-rechts, der anderen muss nach links ziehen.

Bisher hat man ja davon ausgehen können, dass Bundeskanzler und SPÖ-Chef Christian Kern hoffen muss, dass Wiens Bürgermeister und Landesparteivorsitzender Michael Häupl nicht gestürzt wird. Auch wenn ihn mit diesem noch nie eine wahre Freundschaft verbunden hat. Im Hinblick auf einen Nationalratswahlkampf braucht er dessen Hilfe. Jetzt aber schaut die Sache anders aus: Die beiden entwickeln sich auseinander. Kern profiliert sich mitte-rechts, Häupl muss das links tun. Konflikte sind da nicht nur programmiert; sie sind offensichtlich.

SPÖ-Bundesgeschäftsführer Georg Niedermühlbichler hat es ganz offen gesagt: Kern ist anfangs zu weit links gestanden. Wahlen kann man dort jedoch nur schwer gewinnen. Mitte-Rechts soll das einfacher sein. Also ändert Kern seine Position. Vor diesem Hintergrund ist wohl auch sein Kampf gegen das EU-Programm zur Flüchtlingsumverteilung zu sehen. Wobei ihm gerade die berechtigte Kritik daran nur recht sein kann: Sie macht ganz Österreich noch deutlicher, wo er jetzt setzt.

Michael Häupl kann da nicht mit. Im Gegenteil: Anders als Kern, der ja auch versucht, FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache quasi zu Tode zu umarmen, um so eher Wähler von diesem zurückgewinnen zu können, muss Häupl verstärkt auf Konfrontationskurs mit Strache gehen. Was natürlich nicht zusammenpasst.

„Die 50 nehme ich sofort in Ottakring.“ – Das mag kurzfristig beiden zur Profilierung genützt haben, ist längerfristig aber ein Unding.

Der Wiener Bürgermeister steht als Landesparteivorsitzender gerade in einer Art Wahlkampf. Und wie er vor der Gemeinderatswahl 2015 viele Wähler an sich gebunden hat, versucht er das nun auch mit möglichst vielen Funktionären, indem er sich als das Einzige darstellt, der Strache verhindern kann. Das ist seine letzte Hoffnung. Diese Methode hat bisher gewirkt, und sein Widersacher, Wohnbaustadtrat Michael Ludwig, hat’s mit Strache (wenn auch aus anderen Motiven) eher wie Kern, was in linken Wiener SPÖ-Kreisen weniger gut ankommt.

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Sollte Häupl seine Methode noch länger anwenden müssen, weil sich sein Überlebenskampf schier endlos dahinzieht, wird’s freilich schwierig für Kern: Einen der letzten mächtigen Genossen zum Gegenspieler zu haben, geht auf Dauer nicht. Es reicht schon, dass Häupl seinem stracheähnlichen Kampf gegen die Flüchtlingsumverteilung so deutlich entgegengetreten ist, wie kein anderer Politiker: „Wir haben uns an geltende Beschlüsse zu halten“, mahnte er ja gegenüber dem Standard: „Die 50 nehme ich sofort in Ottakring.“ Das mag kurzfristig beiden zur Profilierung genützt haben, ist längerfristig aber ein Unding.

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