Steirischer Herbst

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ZAHLEN ZUM TAG. Die Stimmungslage in dem Bundesland ist auch im Hinblick auf die Nationalratswahl aussagekräftig: Auch mit einer Affäre kann die FPÖ auf Platz eins kommen.

Zumindest im Vergleich mit der Bundesebene sind die Mehrheitsverhältnisse in den Ländern bisher stabil gewesen. Einen Wechsel gab es in der jüngeren Vergangenheit nur zwei Mal, nämlich in Salzburg und in der Steiermark. In der Steiermark könnte sich das nun wiederholen. Mit einem Unterschied: Ging die Funktion der Landeshauptfrau bzw. des Landeshauptmannes infolge der Landtagswahl 2005 von der ÖVP (Waltraud Klasnic) vorübergehend an die SPÖ (Franz Voves), so hat infolge des Urnenganges im heurigen Herbst die FPÖ gute Chancen, die Funktion von der ÖVP (Christopher Drexler) zu übernehmen.

Wie schon eine Umfrage vor einem Jahr lässt nun jedenfalls eine Erhebung des „Market“-Instituts im Auftrag des „Standard“ darauf schließen. Die ÖVP würde einer Hochschätzung zufolge derzeit von 36,1 auf 20 Prozent abstürzen, die SPÖ nur leicht auf 24 Prozent zulegen. Die FPÖ würde bei 26 Prozent und damit knapp, aber doch auf Platz eins landen. Trotz einer Finanzaffäre, bei der es um die missbräuchliche Verwendung von Förder- bzw. Steuergeldern in Graz geht. Zu den Verdächtigen zählt die Staatsanwaltschaft auch Landesobmann Mario Kunasek. Offenbar aber kann der Partei das alles nichts anhaben.

Bemerkenswert auch: Die Grünen würden bei einer Landtagswahl derzeit von 12,1 auf acht Prozent verlieren, die Kommunisten von sechs auf 14 Prozent zulegen. Neos könnten sieben Prozent erreichen.

Da stecken Signale für die Bundesebene drinnen, wo heuer ja mit EU- und Nationalratswahl zwei große Urnengänge stattfinden. Wie Christopher Drexler hat auch ÖVP-Bundesobmann, Kanzler Karl Nehammer keinen Amtsbonus entwickeln können, der seine Partei nützen würde. Zweitens: Die größten Wählerströme zwischen Parteien gibt es seit geraumer Zeit meist zwischen ÖVP und FPÖ. Derzeit wieder zugunsten der FPÖ. Nur unter Sebastian Kurz und infolge der Ibiza-Affäre war es zuletzt anders.

Bei der Landtagswahl 2015 verlor die ÖVP ebenfalls stark (von 37,2 auf 28,5 Prozent). Jeder vierte ihrer bisherigen Wähler wechselte damals zur FPÖ, die unterm Strich mit 26,8 Prozent sogar ein besseres Ergebnis erzielte als sie es derzeit laut „Market“-Hochrechnung erwarten kann.

Drexler galt in der Vergangenheit als Bürgerlich-Liberaler in der ÖVP. Heute zählt er – u.a. neben dem Tiroler Landeshauptmann Anton Mattle – zu denen in der Partei, die für eine „Große Koalition“ mit der SPÖ auch im Bund wären. Sollte er die Steiermark für die ÖVP „verlieren“, werden diese Stimmen eher noch leiser werden als sie es ohnehin schon sind.

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