SPÖ: In Tirol beginnt‘s

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ANALYSE. Die Landtagswahl ist für die gesamte Partei wichtig: Hinter die Freiheitlichen zurückzufallen wäre schlecht – auch im Hinblick auf das Kanzleramt.

Vor der Tiroler Landtagswahl am 25. September wirkt vieles sehr seltsam; jedenfalls für Außenstehende: Ein gewisser Anton Mattle präsentiert in der „Kronen Zeitung“ seinen Wahltipp. Lächelnd. Der ÖVP gibt er 34 Prozent. Das ist seine Partei, die sogar unter seinem Namen antritt. Das ist das eine. Das andere: Es würde einem Verlust von mehr als zehn Prozentpunkten entsprechen. 2018 hat sie noch 44,3 Prozent erreicht. Der Mann geht also von einem Debakel aus. Schon minus neun Prozentpunkte wären ein Erfolg für ihn.

Fast alle anderen Partien dürften nun zulegen. Spannend wird jedoch, wer auf Platz zwei kommt. Belastbare Grundlagen, um das beurteilen, geschweige denn vorhersagen zu können, fehlen zwar, auf Basis recht unterschiedlicher Umfragen sollte man jedoch nicht zu viel auf eine bestimmte Partei setzen. Es könnte sich um die SPÖ oder aber auch um die FPÖ handeln.

Schafft es die FPÖ, wäre das ein historischer Schlag für die Sozialdemokratie: In der jüngeren Vergangenheit immer wieder knapp, aber doch, hat sie es seit 1945 noch jedes Mal geschafft, vor der FPÖ zu bleiben. Zunächst schien sie auch nun wieder gute Chancen darauf zu haben.

Irgendwann kam jedoch ein Wurm rein: Aufgrund des sich abzeichnenden ÖVP-Absturzes kam die FPÖ auf die Idee, ein schwarz-blaues Duell auszurufen. Zumal sie dadurch Gefahr lief, übrig zu bleiben, jagte das in der SPÖ einen Schrecken ein. Plötzlich – und bezeichnenderweise nach Mattle – schloss ihr Vorsitzender, Georg Dornauer, eine Koalition mit den Freiheitlichen aus. Botschaft an die Wählerschaft: Blau zu wählen ist nicht klug, das ist eine verlorene Stimme.

Für die SPÖ geht es am 25. September um sehr viel: Bei der letzten großen Landtagswahl, nämlich der oberösterreichischen, musste sie sich nach minimalen Zugewinnen mit knapp 19 Prozent zufriedengeben. Die FPÖ blieb nach starken Verlusten vorne. Das war ernüchternd, es kam zu einer personellen Neuaufstellung der Partei.

Auf Bundesebene folgte ein Aufstieg der Sozialdemokraten in Umfragen: Sie profitierten vom Niedergang der Türkisen nach dem Abgang von Sebastian Kurz. Pamela Rendi-Wagner durfte ernsthaft vom Kanzleramt reden. Zuletzt war jedoch die Sache mit der Wien Energie. Die Folgen für die Partei sind offen. Gibt’s in Tirol einen Dämpfer, wird jedoch ein Zusammenhang hergestellt werden: Es läuft nicht mehr so gut. Bald darauf folgen weitere Landtagswahlen. Nirgends muss die SPÖ mit (schmerzlichen) Verlusten rechnen, in Kärnten könnte sie sich vielleicht sogar über eine klare Bestätigung von Peter Kaiser als Landeshauptmann freuen, Zugewinne sind jedenfalls auch in Niederösterreich möglich.

Das Problem für die Partei ist jedoch ein anderes: Sie hat einen „neuen“ Mitbewerber, auf den sie sich konzentrieren muss. Es geht aus für nicht mehr nur darum, die Türe offenzuhalten, um von ÖVP-Verlusten zu profitieren, sondern zu verhindern, dass die Wählerströme mehr und mehr zur FPÖ gehen.

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