ANALYSE. 2017 hat die neue Volkspartei den beiden Kleinparteien sehr viele Wähler abgenommen. Nicht zuletzt wohl auch mit ihrer restriktiven Flüchtlingspolitik.
2017 ist die neue Volkspartei ziemlich blau geworden: Laut SORA-Wählerstromanalyse hat sie der FPÖ immerhin 168.000 Wähler abgenommen. Nimmt man noch die Wähler dazu, die sie vom Team Stronach und dem BZÖ gewonnen hat, ergab das 326.000 Stimmen. Das machte letzten Endes ein Fünftel aller ÖVP-Stimmen aus.
Kein Wunder, dass daneben untergeht, wie grün und pink die neue Volkspartei vor zwei Jahren ebenfalls geworden ist: Von den Grünen kamen 84.000 Stimmen, von den Neos 60.000. Das sind verhältnismäßig viele, wenn man bedenkt, dass die beiden Parteien selbst nur auf 194.000 bzw. 258.000 Stimmen kamen.
Die neue ÖVP hat also von links und rechts Zuspruch erfahren. Das ist im Hinblick auf die Regierungsbildung relevant: Bei der Wahl des Koalitionspartners spielt für Kurz immer auch eine Rolle, wie das Ergebnis von seiner eigenen Wählerschaft angenommen wird. Auf Basis der Nationalratswahl 2017 würde ein weiteres Mal Schwarz-Blau wohl eher durchgehen als Schwarz-Grün oder Schwarz-Pink; auch diese beiden Konstellationen würden jedoch Zuspruch finden.
Interessant in diesem Zusammenhang sind Ergebnisse einer Wahltagsbefragung, die GfK Austria zur Nationalratswahl vor zwei Jahren durchgeführt hat: Sie zeigen, dass es auch bei Grünen- und Neos-Wählern Unterstützung für eine restriktive Flüchtlingspolitik gibt, wie sie Kurz neben den Freiheitlichen verfolgt: Immerhin 49 Prozent der Neos- und 32 Prozent der Grünen-Wähler sahen demnach „keine Möglichkeit mehr, weitere Flüchtlinge aufnehmen“. Außerdem waren 41 Prozent der Neos- und 31 Prozent der Grünen-Wähler „für noch schärfere Maßnahmen, um den Zustrom von Flüchtlingen und Asylanten einzudämmen“.