ANALYSE. Bis in die 1980er Jahre hielten ÖVP und SPÖ in der Steiermark zusammen über 90 Prozent. Jetzt sind es nicht einmal mehr 50. Für die Sozialdemokratie ist das besonders schlimm.
Die Zäsur muss erst begriffen werden. Gemeint ist jene, die mit der steirischen Landtagswahl 2024 einhergeht. Zum zweiten Mal nach Kärnten ist es Freiheitlichen gelungen, in einem Bundesland zu einer relativen Mehrheit zu kommen. Und das mit rund 35 Prozent auch noch sehr klar: Der Vorsprung auf die zweitplatzierte Volkspartei, die bisher führend gewesen war, beträgt rund acht Prozentpunkte. Zum Vergleich: Auf Bundesebene waren es bei der Nationalratswahl „nur“ zweieinhalb.
Die ÖVP hat mehr verloren als die SPÖ, für beide ist es jedoch ein Debakel, das letzten Endes für die Sozialdemokratie sogar noch schlimmer sein dürfte. Doch eines nach dem anderen. Bis in die 1980er Jahre erreichten die damaligen Großparteien zusammen bei Landtagswahlen in der Steiermark über 90 Prozent. Die ÖVP allein kam bis 1986 sogar auf eine absolute Mehrheit.
Gegenüber damaligen Verhältnissen hat sich der Stimmenanteil von ÖVP und SPÖ am 24. November 2024 halbiert. Die ÖVP hält nicht mehr über 50, sondern knapp 27 Prozent, die SPÖ nicht mehr über 40 (wie zwischendurch auch unter Franz Voves in den 2000ern), sondern weniger als 22.
Für die Sozialdemokratie ist das alles noch schlimmer als für die Volkspartei: Dieser bleibt die Option Blau-Schwarz. Sie bildet mit der FPÖ ein Stück weit so etwas wie ein kommunizierendes Gefäß. Blau-Schwarz hält seit der jüngsten Wahl über 60 Prozent in der Steiermark.
Die SPÖ hat die Variante Blau-Rot im Land zwar offengelassen vor der Wahl, zumal Blau-Schwarz inhaltlich naheliegender und auch möglich ist, müsste sie dafür aber schon sehr weitreichende Zugeständnisse machen bzw. einen hohen Preis zahlen. Im Übrigen würde sie damit den Kurs ihrer Bundespartei konterkarieren, die eine Koalition mit der FPÖ auf Bundesebene ausschließt.