Plakolm hat einen Freund

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BERICHT. Was in Österreich als politische Meldung des Tages durchgeht. Und worüber man sich nicht mehr wundern sollte.

Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP) ist es offenbar wichtig gewesen, dass es alle mitbekommen. Der Boulevard spielte gerne mit: Sie zeige ihren Lebensgefährten, jubelte die Gratiszeitung „Heute“ in ihrer Dienstagsausgabe. Die „Krone“ wusste zu berichten, dass er Feuerwehrmann, Bürgermeister und Parteikollege sei. Und dass sie, die Zeitung, noch viel mehr wisse. Schließlich kenne sie die „süßen“ Details und Geheimnisse – private Fotos inklusive. Zur Quelle stand unter einem solchen „zVg“, also „Zur Verfügung gestellt“. Danke.

Aber alles nichts gegen „Österreich“ bzw. „oe24“: „Liebes-Outing bei Plakolm: ,Fix zam‘“, lautet der Titel der Hauptmeldung auf der Innenpolitikseite des Fellnerschen Gratisblattes. Siehe Screenshot. Sie gebe es zu, wird sie im Text zitiert: „Wir sind seit mehr als einem Jahr zusammen.“

Hier wandelt jemand auf den Spuren von Sebastian Kurz: Das sind Geschichten, mit denen Politik gemacht wird. Image statt Inhalt. Natürlich: Man muss es nicht lesen. Aber der durch Regierungsinserate gestärkte Boulevard, der in Österreich die relativ meisten Leserinnen und Leser hat, ist alles andere als bedeutungslos.

Schlimmer: Hier wird nicht nur das Politische aufgegeben, hier sollte man sich über nichts mehr wundern. Die Berichte zeugen von maximal möglicher Distanzlosigkeit. Zweitens: Die Tür zum Privaten wird sperrangelweit aufgemacht. Damit werden Maßstäbe gesetzt. Ob für Plakolm oder andere Politikerinnen und Politiker: Es liegt nahe, nicht nur über glückliche, sondern auch über bittere Ereignisse in ihrem Leben offen zu berichten. Dann bitte nicht böse sein.

Genauer: Es ist eine Einladung, sich da um nichts mehr zu scheren. Halten sich Medien an den Ehrenkodex der österreichischen Presse, beachten sie natürlich Dinge wie Persönlichkeitsschutz und Intimsphäre. Wenn Betroffene aber eben selbst die Türe schon einmal so weit aufreißen …

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