ZAHLEN ZUM TAG. Bei der Elefantenrunde auf Plus 4 konnte er zwischendurch die meisten Suchanfragen im Netz nach seiner Person verzeichnen. Insgesamt lag Kurz klar vorne.
Was die Leute von heute interessiert, das googeln sie. Ob Sachen oder Personen, zu fast allem lässt sich mehr erfahren. Bei Großereignissen sind diesbezüglich signifikante Veränderungen (via Google Trends) messbar; und zwar mehr oder weniger live. Beispiel: „Elefantenrunde“ von sechs Spitzenkandidaten für die Nationalratswahl am Sonntagabend auf Plus 4: Im gesamten Sendungsverlauf gab es meist die meisten Suchanfragen für ÖVP-Chef Sebastian Kurz. Um 20.56 Uhr erreicht er seinen Spitzenwert. Abgezeichnet hatte sich dieser ab 20.40 Uhr: Was ist da passiert?
Thema war eine Erbschaftssteuer. Kurz argumentierte dagegen, fürs Sterben auch noch besteuert zu werden. Peter Pilz konterte scharfzüngig: „Wenn Reiche keine Steuern zahlen, wer dann?“ Spendeten einige Unternehmer gar für Kurz, um am Ende auch noch weiter entlastet zu werden, Stichwort KÖSt-Senkung? Auffallend ist jedenfalls, dass damit auch mehr Suchanfragen nach Peter Pilz einhergehen (siehe Grafik). Um 20.54 Uhr beendete er seine Angriffe mit der Bemerkung, er habe Volkswirtschaft studiert, Kurz „ÖVP gelernt“. Und unmittelbar darauf gab’s eben die meisten Anfragen nach Kurz.
FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache weist in der Google Trends-Auswertung für fast die gesamte Sendung ungewöhnlich durchschnittliche Werte auf. Ansonsten liegt er in der Regel deutlich darüber. Mäßig war auch das Interesse an Grünen-Chefin Ulrike Lunacek – und SPÖ-Vorsitzendem Christian Kern, für den es allerdings gegen Ende einen so starken Ausreißer gab, dass das sogar für die meisten Suchanfragen nach einem der Kandidaten an diesem Abend reichte (= Referenzwert 100).
Ein Blick ins Protokoll zeigt, was da besprochen wurde: das Islam-Gesetz.
Ab 22.32 Uhr klettert die Kurve bis 20.40 Uhr steil nach oben. Ein Blick ins Protokoll zeigt, was da besprochen wurde: das Islam-Gesetz. Mit einem kleinen Duell zwischen Kern und Kurz – und u.a. mit dem Vorwurf des Kanzlers, dass sein Herausforderer gar kein Interesse daran habe, Integrationsprobleme zu lösen: „Sie brauchen das Thema, weil Sie den Österreichern sagen wollen, dass Sie nicht ersetzbar sind.“
Für einen Vertreter einer Kleinpartei immer wieder überdurchschnittliche Werte schaffte neben Pilz auch NEOS-Chef Matthias Strolz.
Die Zahl der Suchanfragen sagt nichts darüber aus, wie gut oder schlecht die Kandidaten bei den Zusehern angekommen sind. Sondern ausschließlich, wie viel Interesse ihre Person ausgelöst hat. Doch schon allein das ist in einem Wahlkampf sehr relevant.
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