ZAHLEN ZUM TAG. Zuletzt ist es sehr oft zu einem Wechsel an der Regierungsspitze gekommen. Das ist kein Zufall.
Alexander Schallenberg war diese Woche erst 50 Tage Bundeskanzler und wird sich schon bald wieder verabschieden: Der Türkise ist im Oktober für Sebastian Kurz eingesprungen und hatte angekündigt bis zum Ende der Legislaturperiode (2024) bleiben zu wollen. Jetzt hat er jedoch mitgeteilt, dem künftigen ÖVP-Chef zu weichen.
Damit wird der Diplomat eine Kürzestamtszeit hingelegt haben. Die parteifreie Brigitte Bierlein war als Übergangskanzlerin 2019/2020 gut vier Mal länger im Amt (218 Tage). In der Vergangenheit hatten sich mehre Regierungschefs über 2000 Tage gehalten, der Sozialdemokrat Bruno Kreisky brachte sogar 4781 Tage zusammen. Das ist Rekord in der Zweiten Republik.
Der letzte Kanzler, der zumindest von der Zeitspanne her eine Ära schaffte, war Werner Faymann (2715 Tage). Nach ihm hielt es keiner lange aus, Christian Kern 580 Tage und dann Sebastian Kurz mit zunächst 526 und zuletzt 643 Tagen.
These: Das ist kein Zufall. Zum einen könnte mitschwingen, dass die Mehrheitsverhältnisse weniger klar geworden sind; das bring mehr Instabilität mit sich, befeuert durch neue Politikertypen wie eben Kurz, die in erster Linie pokern. Zum anderen führt die Digitalisierung mit diversen Medien- und Kommunikationskanälen zu einer wachsenden Beschleunigung. Banal formuliert: Worüber einst eine Nacht geschlafen werden konnte, das muss heute jetzt passieren. Vieles, auch Akteure, sind dadurch schneller überholt.
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