ANALYSE. Der FPÖ-Chef steht vor Wahlerfolgen, der Kanzler erlebt gerade eine Art Comeback.
Viel besser könnte es für FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache nicht laufen: Bei den Wahlen in Wien wird er selbst kräftig zulegen und in Oberösterreich werden es seine Parteifreunde dank seiner Politik tun. Abzuwarten bleibt nur, ob er die Erwartungen erfüllen kann, die er selbst etwa durch seinen Versuch steigert, als Staatsmann, wenn nicht gar als eine Art Bundespräsident aufzutreten. Anders die Vorzeichen bei Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ): Vor dem Sommer bereits angezählt, hat er gute Chancen, trotz der Verluste seiner Parteifreunde in den Ländern gestärkt aus dem Herbst hervorzugehen.
Wachsen Heinz-Christian Strache die Umfragewerte über den Kopf? Viele Mitbewerber hätten diese „Problem“ wohl gerne; zu unterschätzen ist es jedoch nicht: Sehr viel spricht dafür, dass Strache der große Wahlsieger in Wien sein wird, er dort aber nicht an die Macht kommen wird; auch nicht teilweise, als Koalitionspartner. Also wird er die Massen, die ihn wählen, in den kommenden Jahren anders bei Laune halten müssen. Und das ist auf Dauer gar nicht so einfach.
Zumal ein entsprechendes Wien-Wahl-Ergebnis die Verhältnisse auch auf Bundesebene vorerst einzementieren wird: Strache verhilft der FPÖ auch dort gerade zu einem Höhenflug. Was SPÖ und ÖVP mehr denn je davon abhalten wird, ihre Zusammenarbeit aufzukündigen und gar Neuwahlen zu riskieren. Bis 2018 wird es die Große Koalition also mindestens geben.
Wie gesagt: So gut wie alle Politiker können Strache um solche Sorgen beneiden. Zumal er zunächst, im Herbst 2015, allemal gestärkt wird.
Wie im Übrigen auch Werner Faymann zuversichtlich sein kann:
- Mittlerweile haben sich alle Genossen daran gewöhnt, dass ihre Partei in Oberösterreich wohl auf Platz drei abstürzen und in Wien ordentlich verlieren wird.
- Zugeschrieben wird dies kaum noch der Bundespolitik bzw. Faymann. Im Gegenteil, selbst seine größten Gegner aus den eigenen Reihen zollen ihm neuerdings aufgrund seiner Haltung in der Flüchtlingskrise sogar Respekt.
- Bei allen Schwächen hat Faymann aus sozialdemokratischer Sicht eine große Stärke: Wenn er unter Druck gerät, kann er Profil zeigen. Ganz besonders gegenüber der FPÖ.
- Ob das für die SPÖ reichen wird, längerfristig vorne zu bleiben, ist fraglich. Faymanns Glück bleibt jedoch, dass ihm diejenigen Parteifreunde ausgehen, die ihn stürzen könnten. In Wien werden sie nach der Wahlniederlage am 11. Oktober auf absehbare Zeit mit sich selbst beschäftigt sein und sonst gibt es nirgends mehr einen Sozialdemokraten, der Macht hätte und diese auch wahrnehmen würde.
- Auch im Hinblick auf die Bundespräsidentenwahl 2016, die sich zuletzt immer mehr zur größten Hürde für Faymann entwickelt hat, bessern sich die Aussichten für ihn. Gelingt es ihm beispielsweise, aufgrund der außerordentlichen Zeiten einen großkoalitionären Kandidaten durchzusetzen, hat er keine Niederlage mehr zu befürchten. Zumindest bis zur Nationalratswahl 2018 nicht mehr.