ANALYSE. Was könnte sie als Präsidentschaftskandidatin mehr wollen? Sie wird unterschätzt und außerdem ist es ohnehin egal, mit wem die FPÖ ins Rennen geht.
Viel Häme ergoss sich in den letzten Monaten und Jahren über Ursula Stenzel. Als Bezirksvorsteherin hatte sie sich immerhin darum bemüht, die Wiener City zu einer lustfreien Zone zu machen. Und letzten Endes, als es um die Sicherung einer Wiederkandidatur ging, wechselte sie von der ÖVP zu den Freiheitlichen; wobei der parteipolitische Verrat bei der Gemeinderatswahl vom 11. Oktober 2015 bekanntermaßen nicht belohnt wurde. Stenzel ging unter.
Und mit ihr will die FPÖ, will deren Bundesobmann Heinz-Christian Strache in die Präsidentschaftswahl ziehen? Gute Gründe sprechen dafür:
- Stenzel ist österreichweit bekannt. Anders als etwa bei Johann Gudenus, dem Wiener Vizebürgermeister, der ebenfalls als Kandidat im Gespräch gewesen ist, muss man westlich von Hütteldorf nicht erklären, wer sie ist. Man kennt sie. Und das reicht.
- So lange der Bundesparteichef den Kurs bestimmt, ist es völlig nebensächlich, mit wem die FPÖ in eine Wahl zieht. Das war schon unter Jörg Haider so. Und das ist unter Heinz-Christian Strache nicht anders, wie die Landtagswahlen im vergangenen Jahr gezeigt haben. In der Steiermark beispielsweise haben die Freiheitlichen nicht wegen ihrem Frontmann Mario Kunasek zu den einstigen Großparteien aufgeschlossen, sondern vielmehr trotz diesem – weil die Grundstimmung (Stichwort „Flüchtlinge“) und Straches Positionierung dazu „gepasst“ haben.
- Beides hat sich mittlerweile eher verstärkt. Zwar versuchen die ÖVP (mit ihren Präsidentschaftskandidaten Andreas Khol) und immer stärker auch die SPÖ, dem Rechnung zu tragen und ebenfalls nach rechts zu rücken. Sie haben jedoch ein Glaubwürdigkeitsproblem. Ob ihre Bemühungen belohnt werden, ist daher fraglich.
- Ursula Stenzel ist schon immer unterschätzt worden. Anders ausgedrückt: Die Frau kommt in der breiten Masse bisweilen besser an, als bei politischen Beobachtern. Schon 1999, als der damalige ÖVP-Chef Wolfgang Schüssel sie als Spitzenkandidatin seiner Partei in die Europawahl schickte, hatte sie keine große Analyse, geschweige denn ein ernsthaftes Programm, anzubieten – und wurde mit 48.049 Nennungen absolute Vorzugsstimmen-Siegerin.