BERICHT. Die alten Volksparteien schaffen es nicht mehr, Arbeiter anzusprechen. Rechtspopulisten und -extreme räumen jetzt ab bei ihnen.
„Nicht gleich, aber sehr ähnlich!“, lautet der Titel eines Papiers zu FPÖ und AfD, das die deutsche Konrad-Adenauer-Stiftung publiziert hat: Die Positionen zu Migration und EU sowie das Ausmaß des Populismus würden sich kaum unterscheiden, beide Parteien würden innerhalb ihres Parteiensystems die radikalste Position einnehmen dazu. In Summe sei die AfD jedoch etwas, ökonomisch sogar „recht deutlich weiter rechts positioniert als die FPÖ“.
Eine Ähnlichkeit kann man auch in Bezug auf die Wählerschaft ausmachen. Beide sprechen in einem besonderen Maß Arbeiter an. Bei der Nationalratswahl 2024 erreichte die FPÖ in dieser Gruppe 50 Prozent. Das hat eine Befragung des Sozialforschungsinstituts „Foresight“ im Auftrag des ORF ergeben. Zum Vergleich: Die Sozialdemokratie musste sich mit 20 Prozent begnügen, die ÖVP mit zehn.
In Deutschland kam die AfD bei der Bundestagswahl 2025 bei Arbeitern auf 38 Prozent und damit ebenfalls klar auf Platz eins. Das ist Ergebnissen einer „infratest dimap“-Erhebung für die ARD zu entnehmen. Auf die SPD entfielen zwölf Prozent und damit auch deutlich weniger als auf die Union (22 Prozent).
Das erinnert an eine Untersuchung, die das „Institut für Höhere Studien“ vor wenigen Wochen veröffentlicht hat und über die auf diesem Blog schon einmal berichtet worden ist. Titel der Studie: „The decline of manufacturing employment and the rise of the far-right in Austria”. Botschaft: Mit der Krise der Industrie gehen für mehr und mehr Arbeiter Perspektiven verloren. Und: Viele Arbeiter fühlen sich durch rechte Angebote politisch angesprochen.
Das sei ein treibender Faktor für die FPÖ, er habe maßgeblichen Einfluss auf den Aufstieg der Partei in den vergangenen Jahren. Genauer: Es spiele kaum weniger eine Rolle als die Themen Migration und Integration. Durch den Beschäftigungsrückgang allein sei gut ein Drittel der freiheitlichen Stimmengewinne erklärbar.
Dazu passen auch Ergebnisse der Eurobarometer-EU-Wahl-Nacherhebung vom vergangenen Jahr. In Deutschland gab jeweils mehr als die Hälfte aller Wähler, die sich selbst der Arbeiterschicht zuordnen und all jener, die die AfD unterstützten, an, dass sich ihr Lebensstandard in den kommenden fünf Jahren wohl verschlechtern werde. Das waren überdurchschnittlich viele. Insgesamt tat das „nur“ knapp ein Drittel der deutschen Wählerschaft.
In Österreich fielen die Verhältnisse ähnlich aus: 35 Prozent aller Wähler befürchteten Verschlechterungen für sich persönlich. In der Arbeiterschicht und in der FPÖ-Wählerschaft handelte es sich um jeweils rund 50 Prozent.